Das könnte eine der größten Euro-Änderungen seit langem sein: Am 18. Oktober gab die EU grünes Licht für die Vorbereitungshase des digitalen Euros. In dieser Phase soll das Regelwerk für einen möglichen digitalen Euro erarbeitet und Anbieter für die Entwicklung und Umsetzung der digitalen Währung ausgewählt werden. Was sind die Unterschiede zwischen dem digitalen Euro und anderen Online-Bezahlweisen? Und was könnte das für Kryptowährungen bedeuten? Die Hybridpolitiologin hat alle Informationen für dich aufbereitet.

Was ist der digitale Euro überhaupt?

Der digitale Euro ist digitales Zentralbankengeld, also ein elektronisches Gegenstück zum Bargeld. Es stünde nach Einführung allen Menschen im Euroraum kostenlos zur Verfügung und kann – genauso wie Bargeld – im gesamten Euroraum genutzt werden. Der Euro würde in einer digitalen Geldbörse – einer Wallet – gespeichert und für alle getätigten elektronischen Zahlenungen genutzt werden.

Ein digitaler Euro wäre eine digitale Form von Bargeld. Er würde von der Zentralbank ausgegeben und wäre für alle im Euroraum verfügbar.

Europäische Zentralbank

Mit Blick in die Zukunft soll das den Euro auch im digitalen Raum etablieren und die Möglichkeit eröffnen mit hohem Datenschutz in der digitalen Welt zu bezahlen. Vorrangig ist dabei die Bezahlung per App angedacht, also als Alternative zu Apple oder Google Pay. Wichtig ist es hierbei anzumerken, dass entgegen der – häuig aus populistischen und verschwörungstheoretischen Kreisen stammender – Sorge, Bargeld könnte vollends verschwinden, der digitiale Euro nur ein ergänzendes Zahlungsmittel zum exististerenden (Bargeld-) Euro ist. Vor alle im Offline-Modus soll diese Art der Bezahlung eine hohe Anonymität garantieren. Denn der Bank wird, ähnlich zum Bargeld, lediglich der abgebuchte Betrag angezeigt.

Was ist der Unterschied zwischen dem digitalen Euro und anderen elektronischen Zahlungsmitteln wie Kryptowährungen, PayPal oder der Kreditkarte auf dem Handy?

Grundlegend muss für die Beantwortung dieser Frage zwischen Kryptogeld, Giralgeld und Bargeld unterschieden werden. Der größte – und offentlichtlichste – Unterschied ist, dass hinter dem Onlinebezahlvorgang keine Kryptobörse, sondern eine Notenbank steht. Das erhöht die Sicherheit und vor allem die Stabilität der Online-Währung, sodass es nicht zu so starken Kursschwankungen wie bei Kryptowährungen kommt. Somit ist der digitale Euro als Ergänzung zum Bargeld nicht mit Kryptogeld gleichzusetzen.

Gleichermaßen besteht ein großer Unterschied zwischen Giralgeld, wie Abbuchungen vom Bankkonto wie durch Debitkarten oder Paypal und dem digitalen Euro. Denn beim digitalen Euro handelt es sich um Zentralbankengeld, das nicht von der Liquidität der Bank abhängig ist. Gleichermaßen läuft beim Einsatz der Kredit-, Debit- oder Girokarte im Hintergrund ein Transaktionsmechanismus, der dafür sorgt, dass das Geld von einem Konto auf ein anderes übergeht. Dieser könnte bei Einführung des digitalen Euros entfallen, sollte er eine echte Alternative zum Bargeld sein. Denn laut der EZB hätte das Eurosystem keinen Zugriff auf die personenbezogenen Daten der Nutzerinnen und Nutzer und würde diese auch nicht speichern.

Dies könnte folgendermaßen funktionieren: Wenn man heute am Geldautomaten Geld abhebt, erhält man Scheine – also ein festes Guthaben. Dieses legt man in seine Geldbörse und gibt es dann Stück für Stück aus. Parallel dazu funktioniert der digitale Euro in der digitalen Welt: Es wird eine feste Summe auf eine online Geldböse übertragen, beispielsweise durch eine Überweisung vom eigenen Konto. Diese digitale Geldbörse kann eine sogenannte „Wallet“ sein, ähnlich wie bei Apple. Das kann aber unter Umständen auch ein kleiner digitaler Träger sein, ähnlich zu einer Prepaid Karte.

Das dort liegende Geld kann nun beliebig abgebucht werden, bestenfalls sind die einzigen Daten, die zur jeweiligen Buchung gespeichert werden, die jeweiligen Geldbeträge. Somit könnte der digitale Euro nicht nur eine sicherere Alternative zur Kryptowährung, sondern auch eine anonyme Alternative zu herkömmlichen digitalen Zahlungsmitteln darstellen.

Welche Vorteile birgt der digitale Euro?

Jeder Mensch hat ein Recht auf ein analoges Leben. Jedoch zeichnet sich der Trend ab, dass die Lücke zwischen derer, die auf online Zahlungmittel zurückgreifen und derer, die dies nicht tun, immer größer wird. Vor allem beim Onlineshopping oder der digitalen Flug- oder Urlaubsbuchung, gehen die Möglichkeiten per Überweisung analog zu bezahlen immer weiter zurück. Längst ist die Kreditkarte, das PayPal- oder Klarnakonto nicht mehr wegzudenken. Der digitale Euro könnte den Brückenschlag zwischen der digitalen und analogen Welt machen.

Vor allem für kleinere Unternehmen lassen sich die Vorteile des digitalen Euros nicht von der Hand weisen: Zunächst entfällt die Buchungsgebühr, die häufig bei Kartenzahlungen geleistet werden muss, wenn mit dem digitalen Euro bezahlt wird. Auch ist die Offline-Nutzung der Zahlungsart ein großer Vorteil, da so vor allem kleine Geschäfte mit schlechter Internetanbindung auch digitale Zahlungsmöglichkeiten akzeptieren können.

Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Art der Zahlung deutlich umweltfreundlcher sein kann als Kryptowährungen, für die eine Betreibung großer Server nötig ist. Durch die Bezahlung mithilfe des “Prepaid”-Systems spart man sich somit das Senden einer einzelnen Transaktion um die halbe Welt.

Was bedeutet der digitale Euro für Banken und andere Intermediäre?

Banken würden bei Einführung des ditialen Euros als beaufsichtigte Intermediäre eine zentrale Funktion übernehmen. Sie sind die Hauptanlaufstelle für Unternehmen und Verbraucher zur Verteilung des digitalen Euros und würden die Endnutzerdienstleistungen erbringen. Banken können somit ihren Verbrauchern ein neues Produkt anbieten und diese Neuerung als Möglichkeit nutzen, um sich neu zu erfinden. Der Hybridbanker hat hierzu berichtet.

Mit dem digitalen Euro könnten Intermediäre ihren Wirkungsraum auf den kompletten Euroraum ausweiten. Derzeit sind Innovationen zunächst auf den inländischen Markt ausgerichtet. Die EZB spricht hierbei von neuen Wettbewerbs- und Innovationsanreizen, da für viele Intermediäre – ehrlich gesprochen – das Kerngeschäft wegfällt. So ist eine Verlagerung des Kerngeschäfts von Abrechnungen innerhalb der Eurozone auf Abrechnungen mit einem Partner außerhalb des Euroraums denkbar. Beispielsweise könnte der Handel außerhalb des Euroraums nur dann in digitalen Euro abrechnen, wenn ein Konto bei einem Zahlungsdienstleister aus dem Euroraum besteht.

Welche politische Bedeutung hat der digitale Euro?

Der digitale Euro wäre eine Möglichkeit mit einem Mittel zu bezahlen, das der europäischen Führung unterliegt und somit unabhängig von privaten, nicht-europäischen Zahlungsdienstleistern funktioniert. Das würde der marktführenden Stellung von Google Pay und Co. entgegenwirken. Damit gäbe es erstmalig eine staatliche bzw. von einer Bank regulierten Bezahlmöglichkeit, die nicht dem privatwirtschaftlichen Wettbewerbsdruck unterliegt. Mit dem digitalen Euro macht Europa sich nicht von einzelnen (meist amerikanischen) Playern abhängig. Wie wichtig die Unabhängigkeit des eigenen Finanzsystems ist, hat sich in verschiedenen Finanzkrisen immer wieder bewiesen.

Wie geht es weiter?

Der Beginn der Vorbereitungsphase ist am 1. November 2023 und dauert zwei Jahre an. Experten vermuten, dass zwischen Beginn der Vorbereitungsphase bis zur tatsächlichen Einführung des digitalen Euros schätzungsweise vier bis fünf Jahre liegen werden. Vor allem der rechtliche Rahmen benötigt noch viel Regulation und wird parallel zur technischen Vorbereitung im kommenden Jahr erarbeitet. Ausgehend von den Ergebnissen der ersten Teilphase und den Entwicklungen im Gesetzgebungsverfahren würde der EZB-Rat dann entscheiden, ob die zweite Teilphase eingeleitet wird. Zudem würde er ihren Umfang und ihre Dauer festlegen.

Diese rechtlichen Überlegungen müssen Fragen zur Vorbeugung von Geldwäsche umfassen genauso wie das Höchstlimit an Obergrenzen des digitalen Euros. Hier schlägt die EZB momentan übrigens 3000 Euro vor, sodass mit dem digitalen Euro keine Häuser, Sportwägen oder ähnliches bezahlt werden können. Auch ein Limit von einer einzigen digitalen Geldbörse je Verbraucher ist denkbar.

Eure Hybridpolitologin

Alina

Alina Stiehler

Hypridpolitologin

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