Die Antwort auf diese Frage ist schon viele Jahre ständig in der Diskussion und beschäftigt die Marketing- und Vertriebsstrategen in den Vorstandsbereichen der Banken/Finanzdienstleister. Am Ende ist es egal ob eine Ökosystem-, Multibanking-APP oder Webanwendung den Nutzer überzeugt. Entscheidend ist, welche Kunden bei der Bank bleiben und einen Beitrag zur Wertschöpfung der Bank leisten.

Viele Banken/Finanzdienstleister setzen deshalb auf die Karte der Neukundengewinnung – sicher ein guter Weg aber vielleicht nicht mehr der einzige auf den man setzen sollte….

Durch Covid-19 hat eine deutliche Verschiebung in der Nutzung des Online-Bankings eingesetzt, die so schnell nicht erwartet wurde.

Quelle: bitkom

Im Segment der Silver-Surfer, älter als 65 Jahre, hat eine Steigerung um +83% stattgefunden.

Die Konsequenz dieser Steigerung kann kurz- und mittelfristig erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftsprozesse der betroffenen Banken haben. Die Lebenserwartung bei einer heute 65-jährigen Person liegt bei Frauen bei ca. 21 und bei Männern bei ca. 17 Jahren (Quelle: destatis.de). Das bedeutet, dass diese Zielgruppe noch viele Jahre das Geschäftsergebnis einer Bank/Finanzdienstleisters erheblich beeinflussen wird.

Meiner Meinung nach kommt diese Zielgruppe häufig schlecht weg, weil man ja die jungen Zielgruppen erschliessen möchte, um vermeintlich damit die Zukunft des Geschäftsergebnisses abzusichern.

Aber genau diese Zielgruppe 65+ hat sich nun für das Onlinebusiness begeistert, hat viel Zeit und das Kapital dazu, sich mit Apps und Webanwendungen intensiver zu beschäftigen. Das bedeutet zum einen, dass die Bankfiliale nur noch zu ausgesuchten, meist qualitativ und zeitintensiven Gesprächen benötigt wird. Das standardisierte Mengengeschäft (Überweisungen, einfache Geldanlagen oder Versicherungen, etc.) verlagert sich nahezu vollständig auf digitale Prozesse und Funktionen.

ABER haben die User-Experience Designer berücksichtigt, dass diese Zielgruppe auch besondere Wünsche an die App oder Webanwendung hat? In diesem Segment wünschen sich die Nutzer klare und einfache Bedienung, Angebote die passend aufbereitet sind. Anwendungen die Funktional überfrachtet sind oder in der Usability schlecht abschneiden sind dann auch gleich wieder deinstalliert.

Und was jetzt zum Tragen kommt – genau diese Zielgruppe die meist bei den Banken/Finanzdienstleister als sicherer Hafen verortet ist, wird sich neu orientieren.

Die Nutzung der digitalen Angebote von Bank/Finanzdienstleistern im Segment 65+ muss meiner Meinung nach neu eingeschätzt werden!

Quelle: bitkom

Aus meiner Sicht eine spannende Entwicklung im Onlinebanking.

Mit einer Lebenserwartung von über 17 Jahren und der Öffnung dieser Zielgruppe zur Digitalisierung wird sich zeigen wer die Nutzer ab 65+ für sich erschliessen kann.

Fakt ist auf jeden Fall diese Zielgruppe hat das Kapital und die Zeit sich das passende Angebot ONLINE rauszusuchen.

Den eines ist auch schon statistisch bewiesen – die Treue zur Bank nimmt ab.

Quelle: bitkom

Ich bin sehr gespannt welche Bank/Finanzdienstleister sich auf diese Zielgruppe fokussieren wird – denn jetzt sind diese Nutzer digital erreichbar!

Euer Hybridbanker

 

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