In den letzten sechs Monaten brach der Bitcoin-Kurs um mehr als 50% ein – das ist eine vernichtende Entwicklung für die ehemals aussichtsreiche Währung. Die Gründe für den Bitcoin Absturz sind vielseitig, die Hybridpolitologin fragt sich jedoch: Welche nicht-ökonomischen Wechselwirkungen bringt dieser Kursabsturz mit sich?

Der Bitcoin Absturz und der Staatsbankrott von El Salvador

Natürlich gibt es auch einige politische Auswirkungen des Bitcoin Absturzes – eine der verheerensten betrifft El Salvador. Der zentralamerikanische Staat verabschiedete im Juni 2021 ein Gesetz, das Bitcoin zu einer offiziellen Landeswährung machte. Dieser besondere Status einer Kryptowährung in einem politischen System ist weltweit einmalig. Durch dieses Gesetz wurden Händler und Banken dazu verpflichtet, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren – solange sie die technischen Rahmenbedingungen hierfür besitzen.

Auch Zahlungen an den Staat, wie beispielsweise Steuern, können mit Bitcoins erbracht werden. Gleiches gilt für Arbeitgeber: Sie können ihre Angestellten in Bitcoin bezahlen. Hier zeichnet sich auch das Problem ab: Durch den Bitcoincrash nahm nicht nur der Wert der Bitcoins in der Staatskasse ab, gleichzeitig sank auch die Kreditwürdigeit des Staates. Es wird also immer schwieriger an Geld aus dem Ausland zu kommen. Dies wird zum Problem, da El Salvador seit über 20 Jahren den Dollar als Zahlungsmittel besitzt und deshalb nicht einfach selbst mehr Geld drucken kann, um dem entgegenzuwirken. Die Folge: El Salvador steuer auf einen möglichen Staatsbankrott zu, wenn sich der Bitcoinkurs nicht bald erholt.

Schlecht fürs Geschäft – gut für die Umwelt

Dass Bitcoin und Co. aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt haben, ist weitestgehend bekannt. Der Bitcoin Absturz und die gleichzeitig steigenden Energiekosten machen energieaufwändige Minen unattraktiver. Auch werden weniger Transaktionen mit Bitcoins erledigt. Doch nicht nur der Energieverbrauch sinkt drastisch: Bleibt der Bitcoinkurs auf Tiefflug könnte dies dauerhaft auf die Attraktivität des Minens auswirken. Denn wie eine Studie herausfand, schlägt die Bitcoin Produktion mit 30,7 Tonnen Elektroschrott im Jahr zu Buche. Genauso viel an kleinteiligen Elektroschrott produziert die Niederlande. Der Bitcoin Absturz und der dadurch sinkende Anreiz zu Minen, führt also zu einer Entlastung der Umwelt, nicht nur durch niedrigeren Energiebedarf, sondern auch durch weniger Elektroschrott.

Technikjunkies freuen sich

Die sinkende Motivation Bitcoins zu minen führt auch zu sinkenden Preisen von PC-Zubehör. In Zeiten des Bitcoin Höhenflugs waren Grafikkarten für Computer teuer und häufig vergriffen. Durch den Fall des Kurses bieten Miner ihre leistungsfähigen Grafikkarten nun vergünstigt auf Gebrauchtmärkten an. Aktuell liegen die Preise oft unter dem UVP. Aus diesem Grund ist der Zeitpunkt für Anschaffungen von PC-Zubehör gerade besonders günstig. Eine derartige Preisreduktion war bereits im Jahr 2018 zu beobachten, als der Bitcoinkurs um knapp 80% abstürzte. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Preise für PC-Zubehör wieder steigen und auf ihr gewöhnliches Level zurückkehren.

El Salvador, der Klimawandel, Elektroschrott und neue Elektronik: Es ist wirklich interessant zu sehen, wie diese vier Bereiche miteinander durch den Kursabsturz von Kryptowährungen verbunden sind. Dies zeigt erneut, dass Bitcoins doch eine bedeutende Rolle auch außerhalb der virtuellen Welt spielen. Ob der Kurs sich wie im Jahr 2018 erholt und wie weit er steigen wird, ist momentan noch unklar. Doch sicher ist, dass sich dies auch auf Bereiche außerhalb der Online-Finanzwelt auswirken wird.

Bis bald,

Eure Hybridpolitologin

Beitragsbild: Raphael Wild auf unsplash.com

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