Wie können Sparkassen und Raiffeisenbanken auch in scheinbar voll digitaler Zukunft relevante und ansprechende Dienstleistungen anbieten. Oder anders gefragt: wie und wo kann weiterhin ein überzeugender Mehrwert für Kunden geschaffen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden? Wir haben die aus unserer Sicht wichtigsten sechs Schlüsselaspekte beleuchtet, die interessante Kreativräume für jene Gemeinwohlbanken aufzeigen.

Als Andreas Dombret, der ehemalige Vorstand der Deutschen Bundesbank 2017 konstatierte, dass ‘Banken und Sparkassen sich in naher Zukunft ein Stück weit neu erfinden müssen’ hat er wohl eher untertrieben. In Zeiten der Überregulierung und einer zunehmend voll digitalisierten Welt der Finanzen treten selbst die klassischen Tugenden in den Hintergrund. Regionale Identifikation, direkte zwischenmenschliche Beratung und der freundliche Service am Bankschalter sind einerseits kaum noch zu bezahlen. Andererseits werden Sie von der sog. ‘Generation Z’ gar nicht mehr gewünscht oder geschätzt. Höchste Zeit also für Sparkassen und Raiffeisenbanken Argumente zu schaffen und zu kommunizieren, die die Rolle solcher nach wie vor wichtiger Finanzinstitute unterstreichen und im Markt deutlich zu erkennen geben.

Netzwerk - Zentrale Perspektiven

Banking marktgerecht – die sechs Faktoren

Wir haben abstrakt sechs Perspektiven zusammen getragen, in denen es gilt Innovation voran zu treiben. Abstrakt deshalb, weil neben der reinen Beschleunigung und der Convenience für Verbraucher sicher noch Schätze zu heben sind, die heute qualitativ noch gar nicht erkannt werden.

Spannend für Märkte & Menschen – sechs Perspektiven

Perspektive 01: Premium-Services und Beratung. Nach wie vor lohnt es sich bei den natürlichen Stärken von Sparkassen und Raiffeisenbanken zu recherchieren und ggf. zu innovieren. Es waren und sind dies die Finanzinstitute, die sich schon aus ihrer historischen Genese als Gemeinwohlbanken verstanden haben. Viele der neuesten Fintech-Produkte und -Anwendungen umfassen automatisierte oder digitalisierte Dienstleistungen. Dem gegenüber stehen Gemeinwohlbanken mit – sozusagen – einer zwischenmenschlichen Mentoren-Rolle. Sparkassen und Raiffeisenbanken sollten weiterhin Premium-Services und individuelle Beratung für Kunden anbieten, die personalisierte Betreuung wünschen. Diese Dienstleistungen können – sofern qualitativ hochwertig weil individuell – gegen zusätzliche Gebühren angeboten werden.

Perspektive 02: Partnerschaften mit FinTech-Startups. Was ohnhin schon in größerem Umfang Platz greift sind Partnerschaften mit FinTech-Startups, die Sparkassen und Raiffeisenbanken eingehen. Hier geht es darum, möglichst innovative Lösungen anzubieten, die über das klassische ‘Gemeinwohl-Bank’-Portfolio hinausgehen. Durch solche Partnerschaften wird én passant Zugang zu neuen Technologien und Kunden-Segmenten generiert. Gleichzeitig wird die tradierte Dienstleistungspalette erweitert.

Perspektive 03: Datenbasierte Einblicke und Angebote. Durch die Nutzung von Datenanalyse können Banken Einblicke in das Verhalten und die Bedürfnisse ihrer Kunden gewinnen. Auf dieser Grundlage können sie maßgeschneiderte Angebote und Empfehlungen entwickeln, die den individuellen Finanzbedürfnissen ihrer Kunden entsprechen.

Perspektive 04: Monetarisierung von Daten. Banken können ihre Datenbestände nutzen, um Erkenntnisse über Markttrends und Kundenpräferenzen zu gewinnen. Diese Daten können sie dann anonymisiert und aggregiert an Dritte verkaufen, beispielsweise an Unternehmen, die Marktforschung betreiben oder personalisierte Werbung schalten möchten.

Zielmarktgerechtes Banking - sechs Stellschrauben

Marktgerechtes Banking der Zukunft – sechs Stellschrauben


Perspektive 05: Gebühren für Premium-Funktionen. Einige der vorgestellten Fintech-Produkte, wie beispielsweise Robo-Advisors oder erweiterte Sicherheitsfunktionen, können als Premium-Funktionen angeboten werden, für die Kunden zusätzliche Gebühren zahlen müssen. Dies ermöglicht es Banken, zusätzliche Einnahmen zu generieren, ohne ihre Basisdienstleistungen zu beeinträchtigen.

Perspektive 06: Cross-Selling von Produkten und Services. Durch die Implementierung von Open Banking Plattformen und die Integration von Drittanbieter-Diensten können Banken ihre Kundenbasis erweitern und Cross-Selling-Möglichkeiten für ihre eigenen Produkte und Services schaffen. Zum Beispiel könnten sie ihren Kunden maßgeschneiderte Versicherungs- oder Kreditangebote auf der Grundlage ihrer Finanztransaktionen und -Bedürfnisse anbieten.

“Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.” Wie so oft stimmt das Klassiker-Sprichwort auch im Bankensektor. Das gilt vor allem in Zeiten der Digitalisierung und Automatisierung. Die sechs genannten Perspektiven sind lediglich die Gedanken-Räume, in denen künftig die lukrativsten Ansätze entstehen. Sofern Sparkassen und Raiffeisenbanken ihre Geschäftsmodelle strategisch erweitern und dabei auf Ihren tradierten Stärken aufbauen, könnte das entstehen, was Strategen Moats nennen. Burggräben, die ein neuer, in Aspekten vielleicht kompetenterer Wettbewerber nicht so leicht überspringen kann. Im Fokus muss der Nutzen für den Kunden und damit dessen Bedürfnisse und Vorlieben stehen. So können Gemeinwohlbanken auch in Zukunft nicht nur die Rentabilität ihrer eigenen Dienstleistungen steigern. Sie können auch durch langfristige Kundenbindung ihre Position in einer sich massiv wandelnden Finanzlandschaft stärken.