Es war eine bahnbrechende Erfindung, die das Verhältnis Bank – Kunde revolutionierte! Endlich Bargeld immer abheben können ohne an den Bankschalter zu müssen.

Heute vor 55 Jahren, genau am 27. Mai 1968 ging ein Aufschrei der Begeisterung durch die Republik. Deutschlands erster Geldautomat wurde in Betrieb genommen. Die bahnbrechende Erfindung – seiner Zeit von Siemens entwickelt – war ein Meilenstein der Veränderung betreffend dem Verhältnis zwischen Bank und Kunde.

Wir wollen das heute in Erinnerung rufen, einen eingehenden Blick auf dieses historische Ereignis und die weitreichenden Auswirkungen auf das Bankwesen werfen.

Der erste Geldautomat, der von der Deutschen Bank in Berlin aufgestellt wurde, war eine technische Meisterleistung. Erstmals konnten Menschen außerhalb der regulären Banköffnungszeiten Bargeld abheben.

Die Idee eines rund um die Uhr verfügbaren Automaten war schlicht revolutionär. Sie beschreibt einen Quantensprung im Bereich der Customer Centricity.

Zunächst war die Einführung dieser neuartigen Banken-Dienstleistung nicht ohne Herausforderungen und Bedenken seitens der Verantwortlichen. Denn Veränderungen sind nicht unbedingt das, was historisch Banken ausgezeichnet hat.

Anekdoten rund um den maschinellen Bankomaten

„Über eine Maschine das Geld aus der Wand holen.“ So oder so ähnlich dürften die Gerüchte sich angehört haben, als man heute vor 55 Jahren am 27. Mai 1968 über den ersten Geldausgabe-Automaten sprach. Jener erste, sogenannte ‘Bankomat’ stand in Tübingen und wurde gemäß Spiegel-Bericht aufgrund seiner vertrackten Bedienung lange von Kundinnen und Kunden gemieden.

Der wuchtige Metallkasten, der an der Außenmauer der Kreissparkasse Tübingen hing, wirkte wie ein Banktresor. Darauf geschrieben stand das lapidare Wort ‘Geldausgabe‘. Als erste Einrichtung ihrer Art – so berichtete damals das Schwäbische Tagblatt – diene der Automat dazu Bankkundinnen und -kunden „bei der Geldbeschaffung größtmögliche Bequemlichkeit” zu bieten. Allerdings wäre der Begriff der „Geschicklichkeit“ dem der „Bequemlichkeit“ vorzuziehen gewesen, führt man sich die Prozedur des Geld-Abhebens vor Augen.

Die Vorreiter auf Kundenebene brauchten damals drei Utensilien für die Abhebung: Einen gelochten Plastikausweis, einen passenden Schlüssel und einen Lochkartenscheck. Mit dem Spezialschlüssel wurde in Tresor-Manier die gepanzerte Vordertür geöffnet. In der Folge musste die gelochte Ausweiskarte eingeschoben werden. Ein zweiter Schlitz war schließlich für den Lochkartenscheck vorgesehen. Darauf waren Kontonummer und der gewünschte Geldbetrag eingestanzt. Voll elektronisch prüfte dann der Tübinger Bankomat das Matching des gelochten Ausweises mit dem Scheck des hoffentlich selben Kunden. Et voilá – der Scheck ging über eine Lichtschranke und triggerte den Befehl, jeweils einen 100-Mark-Schein auszuwerfen. Mit etwas Geduld und wiederholten Ansätzen konnte man so 24 Stunden lang bis zu 400 Mark abheben.

Standard Eingabefeld Geldautomat

Hier noch eine interessante Idee für die weitere Verwendung von “Geldautomaten: Geldautomat  Innovation ? Ja das geht !

Geldautomat – Akzeptanz und Veränderungen im Bankwesen

Zunächst zweifelte man an der Sicherheit und der Zuverlässigkeit der alternativen Bargeld-Maschinen. Darüber hinaus waren viele Menschen skeptisch gegenüber der neuen Technologie. Berichten zufolge änderte sich jene Wahrnehmung doch recht schnell und die offensichtlichen und erlebten Vorteile überwogen.

Der Rund-um-die-Uhr-Zugriff auf bares Geld war zu angenehm. So wurden die Bedenken schnell in zweite Reihe gestellt. Man war schlicht nicht mehr an die begrenzten Öffnungszeiten der Banken gebunden.

Dies führte wie nebenbei zu einer deutlichen Veränderung im Bankwesen. Der erste Geldautomat darf daher als Meilenstein der Automation im Verhältnis Bank – Kunde gesehen werden. Es veränderte das Selbstverständnis von Banken in Richtung Servicedenken und -handeln.

Mit dem Erfolg des Geldautomaten begann eine rasante Entwicklung im Bereich des Selbstbedienungs-Bankings.

Die SB-Zone wurde zu einem festen Bestandteil von Bankfilialen oder dafür geeigneten Plätzen (z.B. in Einkaufszentren, Tankstellen).

Im Laufe der Zeit wurden Geldautomaten in ganz Deutschland aufgestellt und boten für Kundinnen und Kunden immer mehr Funktionen an. So wurden das Einzahlen und das Überweisen von Geld auf andere Konten sowie der Abruf von Kontoauszügen zur Norm. Die Entwicklung trug auch zu einer zunehmenden Anonymisierung bei.

Die Beziehung zwischen Banken und Kunden verlagerte sich von einem primär persönlichen Kontakt zu einer zunehmend technologiebasierten Interaktion. Dabei darf ein Faktor nicht unterschätzt werden – es wurde eine räumliche Trennung zwischen der SB-Zone und der eigentlichen Bankfiliale eingeführt. Dies hat den Kontakt zur Laufkundschaft nachhaltig verändert – ob das positiv war, sei aus heutiger Sicht einmal dahingestellt.

Sicherheitsbedenken und technologische Weiterentwicklung

Selbstredend brachte die Einführung des Geldautomaten auch neue Sicherheitsthemen auf. Banken mussten Mechanismen entwickeln, um die Sicherheit der Transaktionen und die Vertraulichkeit der Kundendaten zu gewährleisten. So führten Fortschritte in der Technologie zur Einführung von PIN-Codes, verbesserten Verschlüsselungsverfahren und Überwachungssystemen. Mehr und mehr wurde so die Errungenschaft „Geldautomat“ vor Missbrauch geschützt. Sicherheitsmaßnahmen wurden in der Folge kontinuierlich weiterentwickelt. Einerseits um möglichst allen Kunden ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, andererseits um eigenen, steigenden Sicherheitsstandards zu genügen.

Heute werden Bargeldautomaten von Kriminiellen gesprengt, denn die technischen Vorkehrungen zur Sicherheit aus Softwaresicht sind soweit gestiegen, dass der Aufwand diese zu attackieren für Kriminelle sich kaum eignet.

Auswirkungen der Revolution Geldautomat

Die Einführung des Prinzips Geldautomat hatte auch erheblichen Einfluss auf die Kostenstruktur der Banken. Durch die Automatisierung von Transaktionen konnten Banken ihre Betriebskosten senken und gleichzeitig die Dienstleistungsqualität für Kunden verbessern. Die aufwändigen und sicherheitstechnisch hochwertig ausgestatteten Kassenräume in einer Bank wurden entweder aufgelöst oder später durch Kassentresore für Mitarbeiter ersetzt.

Dies führte zu einer erhöhten Rentabilität einerseits und dem Ausbau neuer Serviceleistungen andererseits. Darüber hinaus hatte die neue Technologie einen großen Einfluss auf die Bankenlandschaft selbst. So wurde die Anzahl der Bankfilialen bundesweit reduziert.

Gleichermaßen wurde der Geldautomat zum Arbeitsplatz-Reduzierer. Denn immer mehr Kunden nutzten die flexiblen Möglichkeiten, ihre Bankgeschäfte über Geldautomaten abzuwickeln.

Die Folge waren Umstrukturierungen im deutschen Bankensektor und eine grundlegende Neugestaltung von Filialnetzwerken. Bekanntermaßen hat sich die Technologie im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt. Geldautomaten sind heute sehr weit verbreitet und trotz bargeldloser Zahlungsoptionen kaum noch wegzudenken. Sie sind integraler Bestandteil einer Banken-Service-Infrastruktur.

Gesellschaftlich sind Geldautomaten zur Selbstverständlichkeit geworden. Wer hätte das am 27. Mai 1968 gedacht?

Und welche Ideen haben die Banken am 27.Mai 2023 um eine vergleichbare Erfolgsstory zu schreiben?

Euer Hybridbanker

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