WUD- was? Vor 18 Jahren, im Jahr 2005, wurde der World Usability Day (WUD) ins Leben gerufen, um die Werte der Benutzerfreundlichkeit, des Usability Engineering, des nutzerzentrierten Designs und das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen für bessere Produkte zu fördern. Ursprünglich von der User Experience Professionals Association (UXPA) ins Leben gerufen, findet dieser Tag jährlich am zweiten Donnerstag im November statt.

Auch in Aalen fand der World Usability Day (WUD) in diesem Jahr wieder statt. Die Veranstaltung bot eine Fülle von praxisnahen Workshops und spannenden Vorträgen. In diesem Jahr lag der Fokus auf dem Thema „Collaboration and Cooperation“, was insbesondere in der heutigen vernetzten Welt von großer Bedeutung ist.

Die Wichtigkeit von Zusammenarbeit

In einer Zeit, in der die Digitalisierung weiter voranschreitet und Technologien immer komplexer werden, rückt die Zusammenarbeit zwischen der Gesellschaft, Unternehmen und Institutionen in den Mittelpunkt. Der diesjährige World Usability Day betonte die Bedeutung der gemeinsamen Anstrengungen, Technologien zu entwickeln, die für alle zugänglich und benutzbar sind.

Workshops für praxisnahe Einblicke

In den Workshops erhielten die Teilnehmenden die Gelegenheit, von erfahrenen Profis Einblicke in Methoden und Vorgehensweisen in den Bereichen Usability und User Experience zu erhalten. Folgende Workshops wurden dieses Jahr angeboten:

  • Designsysteme in Figma aufbauen und strukturieren
    Im Workshop „Designsysteme in Figma aufbauen und strukturieren“ erhielten die Teilnehmenden praxisnahe Einblicke in die Entwicklung unternehmensweiter Designvorgaben für Software Design bei TRUMPF. Die Referent*innen Sebastian Heidfeld, Usability Engineer bei TRUMPF, und Lisa Bonn, Studentin des Informationsdesigns an der Hochschule der Medien in Stuttgart, präsentierten eine umfassende Figma-Bibliothek mit den festgelegten Designrichtlinien und ermöglichten den Workshop-Teilnehmer*innen den Einblick in diesen wertvollen Ressourcenpool.
  • Innovative Informationsprodukte
    In diesem Workshop stand die Erschaffung einfach bedienbarer und attraktiv gestalteter Schnittstellen zwischen Mensch und Technik im Fokus. Die Referentin Prof. Dr. Constance Richter leitete die Teilnehmenden dazu an, darüber zu diskutieren, wie Bedienungsanleitungen nicht nur funktional, sondern auch begeisternd gestaltet werden können.
  • Die Natur der Zusammenarbeit
    Der Workshop „Die Natur der Zusammenarbeit“ beleuchtete die grundlegende Bedeutung von Kooperation und Zusammenarbeit in sozialen Systemen. Inspiriert von Denkern wie Niklas Luhmann, Mary Parker-Follett und anderen setzte sich der Workshop intensiv mit verschiedenen Aspekten der Zusammenarbeit auseinander. Geleitet wurde er von Peter Pröll, einem erfahrenen Workshop-Host und Experten für integratives Management.
  • Wirksame Entwicklung von Teams im remote Kontext
    Hier standen die Erfolgsfaktoren von remote arbeitenden Teams und die Gestaltung der Teamentwicklung im Remote Setting im Mittelpunkt. Referent Jörn Apel, Gründer und Geschäftsführer der remotly GmbH, präsentierte hilfreiche Hacks und Methoden, die die Teilnehmer*innen selbst anwenden konnten.

Der Nachmittag wurde durch eine Reihe fesselnder Vorträge von Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis abgerundet. Aber auch Studierende und Absolvent*innen durften ihre Projekte vorstellen und über ihre Abschlussarbeiten berichten. Hier sind einige der Highlights:

  • Mit psychologischer UX zu mehr Nachhaltigkeit
    Hier sprach Thomas Kraus, Mitgründer und Geschäftsführer der Varify GmbH, über die effektive Nutzung psychologischer Erkenntnisse bei der Gestaltung von User Experience. Dabei zeigten Erkenntnisse aus Untersuchungen und Beispiele, wie man nachhaltiges Verhalten beeinflussen und fördern kann.
  • Die Rolle des Avatars in der VR
    Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Zusammenarbeit, indem formelle und informelle Kommunikation zunehmend online stattfindet. Dies führt zu neuen Herausforderungen: Insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Wissenstransfer und Ideenentwicklung. Grund dafür ist schlichtweg die Distanz. Virtual Reality bietet eine Lösung, indem sie einen virtuellen Raum schafft, der es Menschen ermöglicht, trotz räumlicher Trennung, miteinander zu interagieren und kreativ zu arbeiten. Die virtuelle Präsenz und das Erscheinungsbild des Avatars spielen dabei eine entscheidende Rolle.

    Über dieses spannende Thema sprach der Masterabsolvent der TH Würzburg Hakan Arda. Er erwarb Ende September seinen Master in „Digital Business Systems“ und hat sich im Verlauf seines Studiums auf das Thema Virtual Reality spezialisiert.
  • KI: Kollaborativ und Intersiziplinär
    In diesem Vortrag behandelte Prof. Dr. Doris Aschenbrenner die nutzerzentrierte Gestaltung von künstlicher Intelligenz im Kontext der europäischen KI-Verordnung (EU AI Act). Dabei wurden nicht nur Grundlagen des aktuellen Normierungsprozesses auf europäischer und nationaler Ebene erläutert, sondern auch speziell das Thema „Human Oversight“ bzw. menschliche Letztentscheidung fokussiert. Die Referentin präsentierte die Vorgehensweisen zu „ Human in Command“, die bisher in ihren Projekten zur Einführung intelligenter Technik angewandt wurden. Prof. Dr. Doris Aschenbrenner ist Professorin für „ Digitale Methoden in der Produktion“ an der Hochschule Aalen und ihre Forschung konzentriert sich auf beherrschbare autonome Systeme in der Industrie 4.0, insbesondere auf die Rolle des Menschen in der digitalisierten selbst organisierten Fabrik (Manufacturing-X).

Die diesjährige Panel Diskussion

Das Highlight des WUD in Aalen ist immer wieder die spannende Panel Diskussion. Aus drei verschiedenen Perspektiven beleuchteten Dr. Jennifer Moosbrugger, Prof. Dr. Karsten Wendland und Lukas Predan Themen wie Künstliche Intelligenz, ethische Herausforderungen sowie UX Aus- und Weiterbildungen. Aus den Bereichen Anwendung, Forschung & Lehre sowie Studium betrachtet, ergab sich hier erneut ein spannender Austausch.

Dieses Jahr hatte das Publikum zum ersten Mal die Gelegenheit, Fragen und Thesen vorzuschlagen, die vom Panel aufgegriffen wurden.

Meine persönliche Erfahrung

Der World Usability Day 2023 war für mich als Auszubildende bei rocket-media ein besonderes Erlebnis, da ich nicht nur aktiv an der Organisation beteiligt war, sondern auch zum ersten Mal an einem WUD vor Ort teilnehmen konnte. Vor allem die Vielfältigkeit der Workshops und Vorträge haben mir sehr gefallen.

Besonders spannend war für mich aber der Workshop von Jörn Apel zur wirksamen Entwicklung von Teams im Remote-Kontext. Hier wurden uns zahlreiche Methoden und Tipps gezeigt, wie wir Besprechungen zukünftig effizienter strukturieren können und welch positiven Einfluss vermeintlich „unnötige“ Details haben können. Außerdem haben wir gelernt, wie man mit wenig Aufwand erreicht, dass sich jede/r Beteiligte involviert und wahrgenommen fühlt.

Die Vorträge und die Paneldiskussion über verschiedene UX-Themen waren eine großartige Gelegenheit, die Vielfalt der Herausforderungen in diesem Bereich zu verstehen. Besonders spannend war die Möglichkeit, Fragen vorzuschlagen und dadurch direkten Einfluss auf die Diskussion zu nehmen. Außerdem habe ich durch die Vorträge viele neue Impulse für meine gestalterische Arbeit erlangt.

Insgesamt war der WUD 2023 nicht nur ein berufliches Highlight, sondern auch eine persönliche Bereicherung. Die Möglichkeit, mein Wissen zu erweitern, Expert*innen zu treffen und an der Organisation teilzuhaben, hat meinen Horizont erweitert und meine Leidenschaft für Usability und User Experience weiter gestärkt.

Zur Autorin

Jennifer Berger ist Auszubildende im Bereich Mediengestaltung bei rocket-media. In dieser Rolle erstellt und gestaltet sie zielgruppengerechte Layouts für digitale und analog Medien sowie multimediale Beiträge für Netzwerke und Social-Media-Kanäle. Sie interessiert sich vor allem für User Experience und Nutzerfreundlichkeit.