Blockchain versus Plattform-Industrie – sehen wir hier eher einen Wettbewerb oder entstehen ultimative Synergien? Die Blockchain wurde ursprünglich als die zugrunde liegende Technologie von Kryptowährungen wie Bitcoin bekannt. Dennoch hat sie sich heute als dezentralisierte und transparente Transaktionsart etabliert, die zahlreiche Anwendungen auch jenseits des Finanzsektors ermöglicht. Plattformen sind in erster Linie Marktplätze, die Transaktionen erleichtern. Man könnte daher sinnieren, dass Blockchain die Plattformindustrie strukturell gefährdet. Ist es vorstellbar, dass diese unmittelbaren Interaktionsmöglichkeiten Plattformen gar überflüssig machen? Im Artikel werden wir diese These beleuchten und analysieren, ob die Blockchain Wettbewerb zur Plattform-Industrie ist oder ob es eher um Synergien geht.

Plattformindustrien im Wandel

Plattformindustrien sind Geschäftsmodelle, die digitale Plattformen nutzen. Sie dienen dazu, den Austausch von Waren, Dienstleistungen oder Informationen zwischen verschiedenen Teilnehmern zu ermöglichen. Beispiele für Plattformen sind Uber, Airbnb, Amazon. Aber auch soziale Netzwerke wie Facebook gehören dazu. Der Begriff des Marktplatzes ist nicht hinreichend um die digitalen Perspektiven der Plattformen zu umschreiben. Zielorientierter erscheint es, jene Angebote als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage und Stifter von Netzwerk-Effekten zu bezeichnen. Grundsätzlich gilt: diese Netzwerk-Effekte entstehen und werden verstärkt, wenn die Anzahl der Nutzer auf einer Plattform zunimmt.
Plattformindustrien stehen bereits heute vor unterschiedlichsten Herausforderungen. Dazu gehören Datenschutzbedenken, monopolistische Tendenzen und Macht-Ungleichgewichte zwischen Plattformbetreibern und Teilnehmern. Es ist augenscheinlich, dass eine Technologie wie die Blockchain unter anderem Lösungen für diese Herausforderungen bieten könnte. Darüber hinaus erheben Plattformen oft Gebühren für ihre Dienstleistungen, die von den Teilnehmern gezahlt werden müssen. Wichtig in diesem Kontext der „Dotierung“ ist auch die Tatsache, dass Nutzerdaten und deren Speicherung und Verwendung auch Assets darstellen. Plattformen sind ‚in‘. Betrachte man die sogenannte Generation Z, dann wird deutlich, dass diese heranwachsende Generation sich über Plattformen verständigt und austauscht wie keine Generation vor ihr.

Die Blockchain-Technologie und ihre Merkmale

Die Blockchain-Technologie ermöglicht Ihrerseits Interaktion zwischen Nutzern. Allerdings ist die Technologie ihrem Wesen nach dezentral und bietet die Option den Austausch zwischen Ihren Nutzern anonym und vor allem unmittelbar (Peer-to-Peer) zu gestalten. Das Prinzip:

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Über die Blockchain werden Informationen dezentralisiert und transparent in einem ‚Ledger‘ gespeichert. Ein Ledger ist so etwas wie eine Buchhaltungs-Instanz. Man könnte einen ‚Ledger‘ auch als virtuelles oder auf Wunsch auch physisches Buchungsjournal bezeichnen, auf dem Finanzen, Forderungen, Investitionen, Inventar etc. gespeichert sind. Die Blockchain-Technologie basiert auf einem Netzwerk von Computern, die als ‚Knoten‘ fungieren und Transaktionen validieren. Jeder Knoten verfügt über eine Kopie des gesamten Ledgers, wodurch ein hohes Maß an Sicherheit und Integrität gewährleistet wird. So entsteht Potenzial für die Schaffung von Smart Contracts, dezentralen Anwendungen und die Datensicherheit und –integrität wird optimiert. Die wichtigste Folge der Technologie ist jedoch die prinzipielle Autarkie aller Teilnehmenden von jeder Kontroll-Instanz. Plattformen, Vermittler und Schiedsgerichte werden somit langfristig überflüssig. Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft sind auch heute noch kaum absehbar, wenn Menschen über den gesamten Globus unmittelbar und unkontrolliert miteinander interagieren können.

Blockchain versus Plattform – Vernichtungsfeldzug oder Synergie?

Die Blockchain könnte dazu beitragen, das Vertrauen zwischen den Teilnehmern in Plattformindustrien zu stärken, indem sie Transparenz und Sicherheit bietet. Aber wo ist dann die Funktion der Plattform und wofür wird sie weiterhin benötigt? Fakt ist, dass Smart Contracts die Notwendigkeit von Vermittlern verringern könnten, indem sie die automatische und zuverlässige Ausführung von Verträgen ermöglichen. Darüber hinaus könnten Token-Ökonomien und dezentrale Governance-Modelle die Plattformnutzer in den Entscheidungsprozess einbeziehen und Anreize schaffen.

Die mittlerfreie Peer-to-Peer-Anwendung wird die Sicht auf Plattformen verändern. Auch wenn manche Plattformen – sofern Sie sich lediglich auf den eindimensionalen Austausch konzentrieren – vom Markt verschwinden werden. Den direkten Schlagabtausch zwischen Blockchain-Technologie und der Plattform-Ökonomie wird es so nicht geben. Plattform-Unternehmen, die Ihr Geschäftsmodell primär auf Sharing oder der Marktplatzfunktion aufgebaut haben, werden sich sich zumindest partiell neu erfinden müssen.

Obwohl die Blockchain-Technologie das Potenzial hat, Plattformindustrien zu revolutionieren, ist es unwahrscheinlich, dass sie diese vollständig überflüssig macht. Die Blockchain kann dazu beitragen, bestehende Herausforderungen anzugehen und neue Möglichkeiten für dezentrale, transparente und vertrauenswürdige Plattformen schaffen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Blockchain-Technologie weiterentwickelt und wie sie sich auf Plattformindustrien auswirkt. Plattformbetreiber sollten die Potenziale und Herausforderungen der Blockchain-Technologie im Auge behalten und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Euer Hybridbanker Team