Das Thema ChatGPT ist ein Thema mit dem der Hybridbanker sich intensiv auseinandersetzt. Umso wichtiger ist es, das aus Theorie Praxis wird. Und der sinnvolle erste Schritt ist die jeweilige Relevanz für die eigene Sparkasse oder Bank schnell und einfach zu konzipieren.

Heute hierzu ein Aritkel von meinem Partner der WG-DATA mit René und seinem Gesprächspartner Michel, Experte im Themenfeld Smart Data & KI

Gespräch Teilnehmer: Dr. Michel Becker Mittelstand ai, René Linek WG-DATA

Welchen Bedarf hat meine Bank und was ist mit der DSGVO?

Diese oder ähnliche Fragen erreichen mich fast täglich. Seit openAI im November 2022 mit der vielleicht bekanntesten Smart Data Lösung ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) an den Markt gegangen ist, sprießen täglich mehrere hierauf basierende Anwendungen aus dem Boden.

Und damit wächst auch die Erkenntnis, KI ist marktreif! Doch was bedeutet das jetzt für Sparkassen & Genossenschaftsbanken? Welche Einsatzgebiete sind sinnvoll und worum sollte man sich zuerst kümmern?

Ich bin total froh, dass Dr. Michel Becker sich bereit erklärt hat, dies einmal für uns einzuordnen.

Er ist Geschäftsführer der Mittelstand.ai, die sich schon seit 2021 mit Transformer-Modellen und den Einsatzmöglichkeiten für Primärbanken beschäftigen.

René: Michel, erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich kann mir vorstellen, dass ihr in diesem Jahr ganz schön gefragte Gesprächspartner seid. Aus deiner Sicht zurecht, oder ist ChatGPT nur ein Hype? Tun sich hier parallelen zum Internet auf, dass ja als solcher 1995 von Bill Gates bezeichnet wurde und nun ja doch nachweislich die Gesellschaft verändert hat?

Michel: Die Leistungsfähigkeit von künstlicher Intelligenz im Allgemeinen sowie von Transformer-Modellarchitekturen im Speziellen (bei ChatGPT handelt es sich um ein solches Transformermodell) begeistert uns bereits seit einigen Jahren. Diese haben sicherlich das Potential zu disruptiven Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft.

Um konkret auf deine Frage zu ChatGPT einzugehen: Aus meiner Sicht handelt es sich bei ChatGPT zweifelsohne um eine sehr mächtige KI, welche bereits diverse Rekorde gebrochen hat. Hinzu kommt aber vor allem auch, dass durch ChatGPT das Thema KI bei vielen Menschen im Alltag angekommen und dadurch spürbar geworden ist. ChatGPT ist einfach zugänglich, nützlich und häufig ein hilfreicher Problemlöser. Das sorgt nachvollziehbar für Begeisterung bei vielen Menschen.

Glücklicherweise gibt es einige sehr professionelle Partner, mit denen man einfach und wirkungsvoll KI-Lösungen implementieren kann. Aus meiner Sicht unterschätzen viele Verantwortliche, wie schnell, kostengünstig und selbstverständlich datenschutzkonform viele Lösungen eingesetzt werden können.

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René: Da sprichst Du ein spannendes Thema an: Wie verträgt sich Smart Data und Datenschutz aus deiner Sicht?

Michel: In diesem Thema müssen wir immer wieder sehr viel Aufklärungsarbeit leisten. Viele Entscheider in Genossenschaftsbanken und Sparkassen glauben, dass der Einsatz von KI nahezu automatisch mit hohen Bußgeldern und Datenschutzverstößen einhergeht. Dem möchte ich entschieden widersprechen: Über die DSGVO – Datenschutzgrundverordnung haben wir einen exzellenten Rahmen, welcher die Interessen der Bürger schützt und gleichzeitig Möglichkeiten für Unternehmen bereithält die Vorteile von Smart Data und KI zu nutzen. Unsere Lösungen orientieren sich streng an diesen Vorgaben, sind vielfach erprobt und rechtlich umfassend gewürdigt.

René: Welche Bereiche würdest du in „deiner Bank“ als erstes auf Optimierungsmöglichkeiten durch Smart-Data-Lösungen prüfen?

Michel: Hier lässt sich aus meiner Sicht keine allgemeingültige Priorisierung durchführen: Vertriebs-, Produktions- und Steuerungsbank können alle von KI-Lösungen profitieren. Wir als Mittelstand.ai haben aber sicherlich einen Schwerpunkt in den Bereichen Vertrieb und Produktion.  

René: Welche Use Cases aus der Praxis sind, denn aktuell die gängigsten, in denen Lösungen bereits live sind?

Michel: Der am weitest verbreitete Ansatz sind wohl Bedarfsprognosen. Hier ermitteln wir zum Beispiel mit unserer Lösung die finanziellen Bedarfe von Bankkunden, um auf dieser Grundlage Kunden individueller und bedarfsgerechter anzusprechen. Die Bedarfsprognosen sind bei diversen Banken im Einsatz und dort sehr beliebt. Wir haben auch eine Lösung im Einsatz, das „Nachrichtenmanagements“, welches Textnachrichten unserer Kunden versteht. So können diese im Anschluss schnell und passgenau durch die Bank bearbeitet werden. Das begeistert Kunde und Bank gleichermaßen. In diesem Jahr engagieren wir uns stark in der KI-gestützten Verarbeitung von Dokumenten. Bei der Verteilung der Eingangspost, Bearbeitung von Baufinanzierungsanfragen oder Pfändungen usw. müssen täglich hunderte Dokumente gesichtet und verarbeitet werden. Hier kann uns die KI spürbar unterstützen!

René: Jetzt sind ja gerade kleinere und mittlere Kreditinstitute nicht unbedingt die First Mover in Sachen technologischer Fortschritt. Welche Argumente sprechen für dich dafür, trotzdem jetzt tätig zu werden, und nicht 2-3 Jahre zu warten, bis sich „Standard-Lösungen“ am Markt etabliert haben?

Michel: Künstliche Intelligenz ist mehr als eine Software, die zum Einsatz kommt. Durch KI verändern sich Wertschöpfungsketten grundlegend. Die Art und Weise, wie wir Regionalbanken einen Wettbewerbsvorteil generieren können, müssen wir noch stärker hinterfragen als bislang. Während Genossenschaftsbanken und Sparkassen in den vergangenen Jahrzehnten eine physische Nähe zu ihren Kunden aufgebaut und erhalten haben, kann diese durch KI auch in digitale Welten transportiert werden. Das ist auf der einen Seite eine Chance für uns, auf der anderen Seite aber gleichermaßen auch eine große Gefahr. Wenn wir anderen Marktteilnehmer diesen Wettbewerbsvorteil überlassen, riskieren wir die gesellschaftliche Relevanz regionaler Banken. Wir müssen uns jetzt auf den Weg begeben, und KI in Wirkung bringen. Technisch, organisatorisch und insbesondere auch kulturell. Dieser Prozess ist nicht zu unterschätzen und wird uns über Jahre begleiten. Wer hier zu spät startet riskiert die Relevanz des eigenen Instituts im Markt.

Dr. Michel Becker (links) und René Linek (rechts)

René: Michel, vielen Dank für deine Zeit und den spannenden Blick in „deine Welt“!

Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte, einfach auf Michel oder mich zukommen.

Euer René

#sharingiscaring 😉


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