Die Open AI-Anwendung ChatGPT sorgt momentan für viel Aufregung. Kein Wunder, die Anwendung, die Texte auf jede Frage erstellt und dabei auch noch menschlich klingt, wird die Art unserer Interaktionen und Arbeitsprozesse nachhaltig beeinflussen. Beispielsweise investierte das Unternehmen Microsoft in ChatGPT, um die künstliche Intelligenz in Office-Anwendungen oder auch in Outlook einzubauen. Gehört die künstliche Intelligenz in das Büro von morgen wie die Kaffeemaschine oder der höhenverstellbare Schreibtisch? Und was bedeutet das für die Arbeit von morgen?

Vorteile fürs Büro

Die Nutzung von ChatGPT im Büro bietet viele Vorteile, darunter:

1. Zeitersparnis: ChatGPT kann automatisierte Aufgaben schnell und effizient ausführen, wodurch Zeit für wichtigere Aufgaben freigesetzt wird.

2. 24/7 Verfügbarkeit: ChatGPT ist jederzeit verfügbar, ohne Pausen oder Krankheitstage, was zu einer besseren Kundenbetreuung führt.

3. Erhöhte Effizienz: ChatGPT kann mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen und komplexe Datenanalysen durchführen, was zu einer höheren Effizienz im Büro führt.

4. Kosteneinsparungen: Durch die Automatisierung von Aufgaben kann der Bedarf an menschlichen Ressourcen reduziert werden, was zu Kosteneinsparungen führt.

5. Verbesserte Kundenbetreuung: ChatGPT kann schnelle und präzise Antworten auf Kundenanfragen liefern, was zu einer verbesserten Kundenbindung und -zufriedenheit führt.

ChatGPT, 04.02.2023

Der Traum jedes vielbeschäftigten Menschen ist doch ein eigener kleiner Algorithmus im Kalender, der kontinuierlich mit anderen kleinen Algorithmen in anderen Kalender vollbeschäftigter Menschen chattet, um so effizient Termine auszumachen. Was das an Planungsarbeit – vor allem bei großen Meetings – vereinfachen würde! Darin liegt tatsächlich ein großer Vorteil, wenn Microsoft die künstliche Intelligenz in Programme wie Teams oder Outlook integrieren könnte. Jetzt schon macht der Planungsassistent in Outook die Terminfindung deutlich einfacher, jedoch ist ein von einer Superrechenmaschine geplanter Kalender doch ein großer Vorteil. Auch das lästige Formulieren von E-Mails wäre ein Ding der Vergangenheit. Selbst den Wechsel vom “förmlichen Sie” zum “freundlich-charmanten Du” bekommt die KI ohne Probleme hin.

Was, wenn mein Job wegfällt?

Manchmal wirkt es so, als würden “die Maschinen” nun komplett übernehmen: Was, wenn das textschreibende, terminplanende, immer arbeitende, zeitsparende Tausendsassaprogramm nun alle Arbeiten in diesen Bereichen wegrationalisiert? Was, wenn die Artikel, die Du hier auf dem Hybridbanker liest, bald nur noch einen einzigen Autor haben – und das ist nicht unser Oliver Putz, sondern ChatGPT? Doch darüber machen wir uns keine Sorgen, denn die Arbeiten, die Kreativität, Empathie und Einfühlungsermögen benötigen, kann ChatGPT nicht ersetzen. Dennoch werden viele zeitfressenden Aufgaben im Büro wegfallen, wie das Formulieren von E-Mails und Nachrichten oder das Ausmachen von Terminen. Die Frage sollte viel eher lauten: “Was machen wir mit der zugewonnen Zeit?”

Und genau hier sehe ich eine große Chance, die die Arbeitswelt reformieren könnte: Kürzere Arbeitstage. Die 4-Tage-Woche wird seit geraumer Zeit diskutiert, vor allem ihre Umsetzbarkeit. Eines der Hauptargumente der 4-Tage-Woche war stets die Gretchenfrage, wie die Produktivität trotz weniger Arbeitszeit gehalten werden könne. Dafür bietet ChatGPT eine Lösung an, denn durch das Wegfallen lästiger, zeitfressender Routineaufgaben, können Menschen ihre unersetzlichen kreativen und schaffenden Fähigkeiten viel effizienter einsetzen und so auch die Produktivität trotz geringerer Arbeitszeit halten.

Jetzt liegt es an den Unternehmen und der Politik: Die einen müssen dafür Sorge tragen, dass die Anwendung ins Büro kommt, die anderen, dass die Vorteile der Implementierung einer solchen Technologie auch für alle gelten. Nicht nur Unternehmen dürfen von Anwendungen wie ChatGPT profitieren, sondern auch Angestellte, die lästige Aufgaben nicht mehr erledigen müssen und früher in den Feierabend können. Zuletzt muss auch ein politisches Umdenken erfolgen: Diejenigen, deren Arbeit derartig systemrelevant ist, dass eine Maschine sie nicht ersetzen kann und sie nicht früher in den Feierabend können, müssen dementsprechend gewürdigt werden – bestenfalls im Gehalt. Das betrifft vor allem Berufe aus den Bereichen Handwerk, Pflege und sonstige Dienstleistungen.

Der Preis ist hoch

Doch woher kommen die Daten, mit denen die KI gefüttert wurde, überhaupt? Eine Spurensuche der Times führte nach Kenia. Hier bewerteten Arbeiter*innen Inhalte, um so ChatGPT beizubringen, bei welchen Inhalten es sich genau um Hassrede, Gewalt oder Rassismus (und viel mehr) handelt. Hierfür sichten die Arbeiter*innen eben diese Inhalte aus der dunklen Seite des Internets und bewerten diese. Mithilfe dieser Daten kann die KI dann lernen, welche Inhalte in Suchen nicht angezeigt werden und welche Fragen oder Aufgabenstellungen besser unbeantwortet bleiben sollten.

Dieses Business ist nicht neu – immer wieder gibt es Recherchen über diejenigen, die für uns arbeiten, um ein sauberes Netz für uns zu bieten. Die von Arte und ARD produzierte Dokumentation “The Cleaners” aus dem Jahr 2018 gewann sogar den Grimme-Preis. Hier geht es um die Bereinigung von Inhalten der Suchmaschinen und des “Sauberhaltens” des Suchalgorithmus von Google. Bisher gab es noch keine politische Antwort auf diese ethische Frage: Wir haben zwar ein Lieferkettengesetz eingeführt, was ist jedoch mit diesen Jobs? Wird das Angebot von immateriellen IT-Services ebenfalls unter dieses Gesetz fallen?

Alles eine Frage der Regulierung

Es führt kein Weg daran vorbei: Die künstliche Intelligenz wird kommen. Sei es, um E-Mails und Geschäftsbriefe vorzuformulieren, oder um Kommunikation zwischen den Kolleg*innen zu erleichtern. Das lässt einen doch besorgt auf die eigenen Fähigkeiten blicken und sich fragen, ob der eigene Arbeitsplatz nicht auch von Rationalisierungsmaßnahmen durch ChatGPT betroffen sein könnte. Doch keine Sorge: Wenn alles ideal läuft, kann ChatGPT den Weg zu einer Reformation der Arbeitswelt herbeiführen.

Letztendlich ist es wieder eine Frage der Regulierung. Das heißt, dass die Vorteile der Rationalisierung für alle ersichtlich sein muss und nicht nur für einige. Und, dass auch die Produktion der neuen, zukunftsweisenden Technologien unter ethischen Umständen zu einer fairen Vergütung geschehen muss. Dies liegt aber zum einen in den Händen der Unternehmen, noch viel mehr jedoch in den Regelungen die die Politik aufstellen wird.

Es hat mir viel Spaß gemacht, Dich auf meinen Ausflug der Chancen und Möglichkeiten von Technlogien wie ChatGPT mitzunehmen. Wie blickst du auf die Sache? Bist Du für eine Regulierung? Oder hast Du vielleicht eine ganz andere Meinung?

Viele Grüße,

Deine Hybridpolitologin

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