Als Google im Oktober 2020 die nächste Generation von Google Analytics veröffentlichte, kam das einem Paukenschlag gleich: Anderes Design, Berichte und sogar eine unterschiedliche Datenhaltung. Schnell kam bei vielen Verwirrung und die Frage auf, ab wann man denn umsteigen sollte und was sich im Vergleich zum Vorgänger verändert hat. Mit diesen Fragen beschäftigt sich folgender Artikel und liefert Antworten.

  1. Google Analytics 4 – Warum sich ein Umstieg jetzt schon lohnt

Um gleich das Wichtigste vorwegzunehmen: Ein Umstieg auf Google Analytics 4 ist noch nicht zwingend notwendig, da die neue Generation sich noch in der Entwicklung befindet und es noch 1-3 Jahre dauert bis diese ausgereift ist. Was bedeutet das jetzt für bisherige und neue Implementierungen?
Es empfiehlt sich, Universal Analytics und Google Analytics 4 parallel für neue Projekte zu implementieren und bisherige Konten und Properties Stück für Stück zu migrieren. Als „Early Bird“ profitieren Sie nämlich bereits jetzt unter anderem von folgenden Vorteilen und können dennoch in Ihrer gewohnten Umgebung analysieren:

  • Advanced Analysis: Nutzen Sie visuell optimierte und umfangreiche Visualisierungen (z. B. Trichter- oder Pfadanalysen)
  • Automatische IP-Anonymisierung: Um datenschutzkonform Google Analytics nutzen zu können, musste der Tracking Code bis jetzt um eine IP-Anonymisierung manuell erweitert werden. Das ist in der neuen Generation von Google Analytics nicht mehr notwendig
  • Enhanced Measurements: Automatisches Tracking von z.B. Outbound Links, Scrolling, File Downloads…
  • Möglichkeit der Kombination von Apps und Web

2. Universal Analytics vs. Google Analytics 4 – Welche Unterschiede gibt es?

Wer schon einen Blick in die neue Umgebung geworfen hat, dem wird direkt aufgefallen sein, dass es einige Unterschiede zur Vorgängerversion gibt. Einige davon sind im Folgenden näher beleuchtet:

  • Datenstreams anstatt Datenansichten: Alle Daten werden nun gemeinsam auf Property-Ebene gespeichert und verwaltet.
  • Sammlung von Daten: In Zukunft wird auch ohne Cookies die Sammlung von Daten auf Basis von Machine Learning möglich.
  • Event-basierte statt hit-basierte Datensammlung: Die Datengrundlage und Art des Trackings hat sich grundlegend verändert. Durch den Fokus auf Ereignisse werden sämtliche Daten wie Sprachen, Seitenaufrufe, Sitzungen, Erstbesuche… anders interpretiert und übertragen.
  • Deutliche Umstrukturierung der Berichte und des Designs: Ab sofort stehen die Nutzer und nicht mehr die Sitzungen im Vordergrund. Auch die Berichtsnavigation orientiert sich jetzt nach dem Kundenlebenszyklus und wurde demnach komplett überarbeitet.
  • Nutzung von Machine Learning Algorithmen
  • Keine Absprungrate mehr: In GA4 suchen Sie nach der Absprungrate vergeblich; stattdessen gibt es „engaged Sessions“, die genauer sind und den Fokus auf den Nutzer setzen, die interagieren (sozusagen das Gegenteil der Absprungrate).
  • Komplette Umstellung der Ereignistrackings: Benutzerdefinierte Ereignisse müssen nun nicht mehr im starren Korsett (Kategorie, Aktion, Label, Wert) übergeben werden, sondern können weitaus spezifischer und detaillierter implementiert werden.
  • Keine Zieldefinitionen mehr: Da es keine Datenansicht mehr gibt, können auch keine Zieldefinitionen mehr konfiguriert werden. Stattdessen nutzt Google Analytics 4 eine Toggle-Möglichkeit an den Ereignissen, mit der man Conversions jederzeit aktivieren und deaktivieren kann.
  • Keine E-Commerce Einstellungen mehr: Die alten Konfigurationsmöglichkeiten werden in Google Analytics 4 nicht mehr benötigt, da das E-Commerce Tracking grundlegend überarbeitet wurde.

3. Fazit

Google Analytics 4 bringt signifikante Veränderungen mit sich und befreit sich von diversen Altlasten: „Alles auf neu“ ist damit keineswegs übertrieben, sondern die Realität: Ob Setup, Datenmodell, Interface oder das Tracking selbst: Google Analytics 4 ist kein Update, sondern eine komplette Neuimplementierung, weshalb eine Umstellung einem „Tool-Switch“ gleichkommt. Aufgrund der unterschiedlichen Datenhaltung ist auch kein sinnvoller Datenvergleich zwischen Universal Analytics und Google Analytics 4 möglich. Jeder Neuanfang ist schwer, aber gleichzeitig eine gewaltige Chance, Altlasten loszuwerden und Implementierungen komplett zu überdenken und zu optimieren. Des Weiteren trumpft die neue Generation durch moderne Technologien und flexibleren Möglichkeiten in der Datenanalyse auf. Die Zukunft der Datenanalyse hat begonnen und Google Analytics 4 ist trotz seines noch frühen und noch nicht ausgereiften Status absolut überzeugend. Nach den ersten Anfangshürden sehen Sie dem Generationswechsel zuversichtlich entgegen – Versprochen!

Zum Autor

Jan Vinzens ist seit Abschluss seines Wirtschaftsinformatik-Studiums an der Hochschule Ansbach als Backend-Entwickler bei rocket-media tätig. Er bildet als zertifizierter SEM Manager und Web Analyst die Schnittstelle zwischen SEO/SEA und Technik im Online-Marketing-Team. Darüber hinaus mitverantwortet Herr Vinzens die Ausbildung bei rocket-media.

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