Bargeld – ein Plädoyer
Der Digitale Euro ist im Kommen. Und das ist in Ordnung. Parallel müssen aber klare politische Regularien her.
Solche nämlich, die hart und konsequent das Bargeld und dessen Annahmepflicht erhalten. Ich sage warum:
Schaffen wir doch die Gefängnisse ab. Die sind einfach zu teuer. Das Personal. Die Gebäude. Die Sicherheitssysteme – ein Milliardengrab! Klingt absurd? Ist es auch. Freiheit kostet. Sicherheit übrigens auch. Wer ökonomische Gründe anführt, tradierte Zahlungsmittel abzuschaffen, hat die Menschheit nicht verstanden.
‚Mensch. Oli, keiner will doch ernsthaft das Bargeld abschaffen! Bleib locker.‘ Diesen Satz in Gottes Ohr. Wir alle wissen, dass Menschen und somit auch Gesellschaften und Institutionen nach Convenience streben. Nach Bequemlichkeit. Nach Einfachheit. Wer mit Smartphone oder Uhr zahlt kann kann schnell auf die Idee kommen: ‚Hey, wer braucht denn diese leidigen Scheine und Münzen noch?‘
Ist so ein subjektiver Gedankengang wirklich so absurd weit weg? Ich glaube nicht. Gerade weil ich hauptberuflich digitalisiere.
Warum philosophieren manche Himmelsstürmer aber auch ‚objektiv‘, man müsse im Zuge der digitalen Revolution das Bargeld abschaffen? Vor allem, weil es ‚ökonomisch ineffizient‘ sei. Die Logik ist ähnlich windig wie der April: Bargeld kostet, ist unpraktisch, veraltet – also weg damit!? Das ist kein Argument. Das ist intellektueller Dünn-Nebel.
Was ist Bargeld eigentlich?
Bargeld ist kein reines Zahlungsmittel. Es ist gelebte Privatsphäre. Es schützt den Einzelnen vor der völligen Durchleuchtung. Es macht aus Konsumenten mündige Bürger. Kein digitales Zahlungsmittel – auch kein digitaler Euro – kann das leisten. Der digitale Euro sichere die europäische Souveränität sagt man. Das kann man so sehen – oder auch nicht. Denn: Digitale Währungen, von Notenbanken gesteuert, sind nicht neutral. Sie sind kontrollierbar, manipulierbar, abschaltbar.
In weiten Teilen Europas sehen wir derzeit funktionierende Demokratien. Dass aber Politik im Wandel ist und immer sein wird, versteht ein Zweitklässer. Was also, wenn autoritäre Systeme – wenn auch nur temporär – an die Schalthebel der Macht kommen? Je nach politischem System bedeutet die bargeldlose Welt auf Knopfdruck Beschneidung von Freiheit. Ökonomische Vernichtung bis hin theoretisch zum Aushungern politischer Gegner. Man denke nur an die abgeschaltete EU-Wallet im Supermarkt, der nur noch digital akzeptiert.
Ein Plädoyer pro Bargeld
Auch und gerade als Hybridbanker sage ich: Es ist entscheidend, nicht alles dem digitalen Fortschritt zu opfern. So verlockend es auch sein mag. Schon gar nicht das letzte Stück selbst bestimmten Lebens in Freiheit.
Eine Gesellschaft, die sich ‚Freiheit‘ als grundlegendes Paradigma auf die Fahne schreibt, muss sich Bargeld leisten. Als festen Bestandteil eines pluralen Zahlungsmixes. Der digitale Euro kann, soll und darf kommen. Aber das Bargeld muss bleiben. Es gibt keine Alternative – nicht aus ökonomischer Sicht, sondern aus demokratischer und freiheitlicher Überzeugung.
Wir brauchen kein Entweder/Oder. Wir brauchen ein Und.
Digital und bar. Modern und frei. Kontrolliert und anonym.
Denn die Zukunft ist hybrid. Und sie gehört den Klardenkern.