Eine gute Usability entscheidet darüber, ob Nutzer*innen auf einer Webseite oder App bleiben oder abspringen. Die gute Nachricht: Es muss nicht gleich ein ganzes Design überarbeitet werden, um spürbare Verbesserungen zu erzielen! 
In diesem Beitrag zeige ich 5 schnelle Quick Wins, mit denen eine Oberfläche sofort nutzerfreundlicher wird – einfach umsetzbar, aber mit großer Wirkung.

1. Quick Win: Feedbackverhalten von klickbaren Elementen

Klickbare Elemente sind zentrale Interaktionselemente einer Benutzeroberfläche. Sie sollten die Nutzenden stets darüber informieren, wo sie sich befinden, welche Aktionen möglich sind und wie sie zurück navigieren können („Wo bin ich? Wo kann ich hin? Wie komme ich zurück?“). Damit ein Element diese Orientierung bietet, muss es in seinem visuellen Zustand klar erkennbar sein. Dazu gehören:

  • Default State (Standardzustand): Das Element ist sichtbar, aber nicht aktiv.
  • Hover State (Zustand bei Mausüberfahrt): Das Element reagiert visuell auf z.B. eine Mausbewegung und ändert seine Darstellung.
  • Active State (Zustand nach einem Klick oder während der Aktivierung): Zeigt an, dass eine Aktion ausgeführt wurde, beispielsweise durch eine gedrückte Optik oder Animation.
  • Disabled State (deaktivierter Zustand): Signalisiert, dass eine Interaktion aktuell nicht möglich ist, oft durch eine blassere Darstellung oder Transparenz.
  • Loading State (Ladeanzeige): Zeigt an, dass eine Aktion in Bearbeitung ist, z. B. durch einen Ladeindikator oder eine temporäre Sperrung des Buttons.

Diese visuellen Rückmeldungen sind essenziell für eine gute Usability. Sie helfen Nutzer*innen, die Bedienung intuitiv zu erfassen, reduzieren Unsicherheiten und schaffen eine verständlichere Bedienung mit den Elementen der Oberfläche.

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Visuelle Rückmeldung am Beispiel eines Buttons

 

2. Quick Win: Verständliche Button-Beschriftungen

Genauso wie verständliches, konsistentes und visuelles Feedbackverhalten schafft eine deutliche Beschriftung Vertrauen und Klarheit über die Interaktionsmöglichkeiten. Folgende Punkte helfen bei guten Kurz-Texten, vor allem auf Button-Beschriftungen:

  • Eindeutig und aussagekräftig: Ein „Jetzt absenden“ ist besser als ein „Ok“.
  • Handlungsorientiere Sprache: Das klassische „Call-to-Action“ fordert den Nutzer direkt auf z.B. mit „Kostenlos hier herunterladen“ oder „In den Warenkorb legen“.
  • Kurz & konsistent: 2-3 Wörter sind ideal (auch bei Übersetzungen beachten!), gleiche Buttons sollten durchgehend gleich benannt werden.

Mit diesen Prinzipien stellt man sicher, dass Nutzende intuitiv verstehen, was sie tun sollen bzw. was sie bei einem Klick erwartet.

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Verständliche Button-Beschriftungen

 

3. Quick Win: Verständliche Hinweis- und Fehlermeldungen

Jede Software, Webseite oder App sollte Fehler- und Hinweismeldungen verständlich aufbereiten, damit Nutzer*innen an diesen Stellen nicht frustriert abbrechen. Gut gestaltete Hinweise und Fehler helfen dabei, ein Problem schnell zu lösen. Folgende Punkte können dabei helfen:

  • Klar und verständlich für die Zielgruppe formulieren: Ein Fehlercode mag für technische Entwickler hilfreich sein, die Nutzer*innen können damit oft wenig anfangen. Falls Fehlercodes notwendig sind, dann hilft die Ergänzung eines Erklärungstext, um Verwirrung zu reduzieren. Beispiel: „Fehler 403 –Du hast keine Berechtigung, diese Seite zu öffnen. Bitte logge dich ein oder kontaktiere den Support.
  • Fehler frühzeitig verhindern: Um Nutzer*innen bereits vor der Eingabe vor möglichen Fehlern zu schützen, sind klare Hinweise an der passenden Stelle hilfreich. Eine gute Validierung in Eingabefeldern kann Fehleingaben direkt sichtbar und korrigierbar machen, z. B.: „Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen enthalten.
  • Farben und Icons nutzen: Eine gute Kombination aus Farbe und Icons unterstützt Meldungen und macht sie noch besser zum Erfassen. Auch hier sollte auf eine logische und einheitliche Gestaltung geachtet werden.

Mit einer guten Gestaltung und zielgruppenorientierten Texten werden Fehlermeldungen zu hilfreichen Begleitern statt zu frustrierenden Hindernissen.

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Richtige Gestaltung von Fehlermeldungen

 

4. Quick Win: Mobile Optimierung

Vor allem in B2C-Bereichen gilt der Ansatz „Mobile First“. 2024 lag die weltweite Nutzung mobiler Endgeräte für Webseitenbesuche bei knapp 60 % (Statista). Die Betrachtung und Anpassung von mobilen Versionen kann mit kleinen Tipps optimiert werden.

  • Schnelle Ladezeiten: Vieles was im Desktop gut funktioniert, kann auf mobilen Geräten eher eine negative Auswirkung haben und Ladezeiten erhöhen. Bilder sollten komprimiert und unnötige Skripte reduziert werden.
  • Größere UI-Elemente und Texte: kleine Buttons und Touchflächen funktionieren im mobilen Kontext schlecht. Genug Abstand und optimierte Größen — mind. 44 x 44 px — für Buttons und Links ermöglichen eine bessere Klickfunktion.
  • Einfache Navigation: Komplexe Menüs sind auf mobilen Geräten noch schwieriger zu verstehen und zu bedienen. Je nach Kontext kann es sinnvoll sein, eigene mobile Navigationskonzepte aufzubauen.
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Mobile Optimierung

 

5. Quick Win: Formulare vereinfachen & validieren

Formulare und Dateneingaben ermöglichen den Austausch zwischen Anbietern und Nutzer*innen: Logins, Einkäufe, Buchungen, Kontaktformulare, Terminbuchungen… In so gut wie jeder digitalen Anwendung werden Daten abgefragt. Um so wichtiger ist es, die Formulareingabe so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten.

  • So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Unnötige Angaben einzutragen nervt die User, deshalb sollten Formularfelder sich nur auf wirklich notwenige Infos beziehen.
  • Feedback bei Fehleingaben: Formularfelder sollten validiert werden und sofort gegenprüfen, ob Dateneingaben ggfs. falsch sind. Bei komplizierten Formatierungsformaten wie z.B. Telefonnummern mit Ländervorwahl sollten Nutzer*innen eine Beispieleingabe angezeigt bekommen.
  • Kennzeichnung von Pflichtfeldern: Wenn eine Dateneingabe notwendig ist, dann sollte das Feld deutlich als solches gekennzeichnet werden. In den gängigsten Anwendungen hat sich das Sternchen (*) als Symbol etabliert.
  • Barrierefreie Gestaltung: Formularfelder sollten per Tab bedienbar sein, Labels der Felder lesbar sein und Screenreader-freundlich gestaltet werden.
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Vereinfachte Formulare

 

Usability-Optimierungen müssen nicht immer ein riesiges Projekt sein – schon kleine Anpassungen können die Nutzererfahrung spürbar verbessern. Klare Button-Beschriftungen, nachvollziehbares Feedback bei Interaktionen und verständliche Fehlermeldungen sorgen für Orientierung und Vertrauen. In Kombination mit mobil optimierten Ansichten und vereinfachten Formularen entsteht ein durchdachtes, nutzerfreundliches Gesamtbild. Oft reichen wenige gezielte Maßnahmen um einen deutlichen, erlebbaren Effekt zu generieren.

Zur Autorin

Linda AlersLinda Alers ist Usability Engineer bei rocket-media und konzipiert branchenübergreifend nutzerzentrierte digitale Lösungen für Kunden. Als anerkannte UX-Trainerin bildet Sie nach den internationalen Standards des UXQB in den Bereichen Usability-Grundlagen, User Requirements Engineering, Usability Testing sowie dem UX-Management aus. An der Hochschule Aalen unterrichtete sie als Dozentin im Studienfach User Experience und ist ehrenamtliche Mitorganisatorin des World Usability Days.

Bildurheber des Beitragbildes: Alvaro Reyes