Die Welt befindet sich im stetigen Wandel, und in einer zunehmend digitalisierten Umgebung wird es immer wichtiger, auch digitale Produkte nachhaltiger zu gestalten. Doch wie lassen sich Apps, Web-Shops und andere Anwendungen so entwickeln, dass sie sowohl den Nutzer*innen als auch der Umwelt zugutekommen? Im Folgenden betrachten wir einige Ansätze, um Oberflächen umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten.
Ladezeiten, Downloads und Klicks verbrauchen Energie
Ein zentraler Aspekt, der beim Thema nachhaltiger digitaler Produkte im Vordergrund stehen muss, ist die Tatsache, dass jede Aktion auf einer App oder Webseite Energie kostet. Während das Aufladen von Smartphones oder Laptops ein fester Bestandteil des Alltags ist, lauern auf der anderen Seite der digitalen Anwendungen unsichtbare Stromfresser: Weltweit stehen schätzungsweise 7 bis 8 Millionen Serverfarmen bereit, um unsere Netzwerke stabil zu halten – und ihr Energiebedarf wächst stetig. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 beanspruchen Rechenzentren etwa 1 % des globalen Stromverbrauchs. Auch wenn dieser Anteil im Vergleich zu Industrie und Schwerindustrie gering erscheint, gehören sie dennoch zu den energieintensivsten Prozessen weltweit.
Ob das Abspielen eines Songs auf Spotify, das Klicken auf eine Winterjacke im Sale oder das Absenden einer E-Mail – jede Interaktion verbraucht Strom. Doch wie lässt sich dieses Bewusstsein in die Gestaltung und Entwicklung digitaler Produkte integrieren, um sie nachhaltiger zu machen?
Die Datenlast verringern
Wenn klar ist, dass jeder Klick, jede Datei und jeder Download Ressourcen verbraucht, wird die Reduktion unnötiger Datenmengen zu einem wichtigen ersten Schritt. Hier sind einige Beispiele, wie sich dies umsetzen lässt.
Effizientes Navigieren
Eine effiziente Navigation, die Nutzer*innen schnell zu den gewünschten Produkten, Dateien oder Informationen führt, verbessert nicht nur die User Experience, sondern auch die Nachhaltigkeit der Anwendung. Je schneller Informationen gefunden werden, desto weniger unnötige Klicks sind erforderlich – das führt zu einer ressourcenschonenderen und effizienteren Nutzung.
Datenlastige Designpatterns minimieren
Riesige Grafiken, automatisch laufende Videosequenzen, Pop-Ups zu Newslettern und Angeboten: viele Elemente die aus Design- und Marketingsicht ansprechend wirken, sind datenintensiv und benötigen höhere Ladezeiten. Beim Einsatz solcher Elemente sollte nicht nur auf effiziente Dateiformate geachtet, sondern auch hinterfragt werden, ob sie überhaupt notwendig sind. Wer denkt, dass reduzierte UI-Designs langweilig wirken, sollte einen Blick auf Beispiele wie die Mobilfunk-App fraenk, die Wohltätigkeitsorganisation Greenhouse Sports oder den Musik-App-Anbieter Endel werfen – sie zeigen, dass minimalistisches Design sowohl ansprechend, nutzerfreundlich und auch ressourcenschonend sein kann.
Energiesparende Farbwelten
In Entwicklerkreisen wurde der Dark Mode seit den frühen 2010er Jahren beliebt und Betriebssysteme wie iOS und Android führten ihn 2019 offiziell ein. Während der Dark Mode die Augenbelastung reduziert, bringt er einen weiteren Vorteil mit sich: einen geringeren Energieverbrauch, da schwarze Pixel auf OLED-Bildschirmen keinen Strom benötigen. Neben dem Dark Mode gelten auch dunkle Farben sowie Rot und Grün als besonders energiesparend, während Weiß am meisten Energie verbraucht. Auch wenn der Unterschied im Energieverbrauch oft minimal ist, könnte man statt eines strahlend weißen Hintergrunds vielleicht mal einen sanften Off-White-Ton in Betracht ziehen. 😉
Nachhaltiges Hosting und datensparsame Setups
Bei der Auswahl von Server- und Hosting-Plattformen sollte eine ressourcenschonende Variante gewählt werden, die auf Nachhaltigkeit setzt. Unter „Green Hosting“ findet man Rechenzentren, die mit Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. Auch wenn sich CO2-Emissionen nicht vollständig vermeiden lassen, können sie zumindest teilweise kompensiert werden, indem aktiv in Umweltprojekte investiert wird. Ein wenig Recherche in diesen Bereich lohnt sich auf jeden Fall, um eine nachhaltigere Lösung zu finden.
Auch in der Entwicklung können durch verschiedene Strategien datensparsamere Setups integriert werden. Neben der Optimierung von Bild- und Mediendateien und minimalistischen Designansätzen, sollten Datenstrukturen hinsichtlich des Speicherbedarfes geprüft werden. Die Implementierung von Caching-Mechanismen kann die Effizienz erheblich steigern, indem häufig verwendete Daten lokal gespeichert werden, um wiederholte Anfragen an den Server zu reduzieren. Darüber hinaus kann der Einsatz eines „Offline-Modus“ in digitalen Anwendungen in Betracht gezogen werden, um die Nutzung auch ohne Internetverbindung zu ermöglichen und gleichzeitig den Datenverbrauch zu minimieren.
Beim Tracken von Daten sollte der Fokus auf Datenverbrauch und Performance liegen, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren. Und nicht zu vergessen ist die Bedeutung regelmäßiger Nutzer-Feedbacks: Rückmeldungen helfen dabei, überflüssige Funktionen zu identifizieren und zu hinterfragen, welche Features tatsächlich einen Mehrwert bieten. Indem das Feedback der Nutzer*innen in den Entwicklungsprozess einfließt, können unnötige Elemente entfernt und die Anwendung insgesamt verbessert sowie kosteneffizienter betrieben werden.
In Zukunft grün gestalten?
Nachhaltigkeit sollte in der digitalen Produktentwicklung einen zunehmend wichtigen Platz einnehmen. Doch wie lässt sich der Fokus schrittweise auf eine umweltfreundlichere Entwicklung lenken?
Zunächst muss ein gemeinsames Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung im gesamten Team geschaffen werden – von den Designer*innen über die Entwickler*innen bis hin zum Produktmanagement. Wenn klare “Green Goals“ definiert werden, kann die Entwicklung konsequenter auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. So wird Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil des gesamten Entwicklungsprozesses. Eine Idee wäre, die Zielpersona „Natur“ aktiv in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Durch diesen Ansatz können Lösungen kontinuierlich auf ihre Ressourcenschonung hin überprüft und verbessert werden. Indem Entwicklungsteams regelmäßig hinterfragen, wie Entscheidungen die Umwelt beeinflussen, fördert dieses Vorgehen eine nachhaltige Entwicklung, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzer*innen als auch den Anforderungen an die Umwelt gerecht wird.
Nachhaltigkeit sollte in der digitalen Produktentwicklung einen zunehmend wichtigen Platz einnehmen. Doch wie lässt sich der Fokus schrittweise auf eine umweltfreundlichere Entwicklung lenken?
Zunächst muss ein gemeinsames Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung im gesamten Team geschaffen werden – von den Designer*innen über die Entwickler*innen bis hin zum Produktmanagement. Wenn klare “Green Goals“ definiert werden, kann die Entwicklung konsequenter auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. So wird Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil des gesamten Entwicklungsprozesses. Eine Idee wäre, die Zielpersona „Natur“ aktiv in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Durch diesen Ansatz können Lösungen kontinuierlich auf ihre Ressourcenschonung hin überprüft und verbessert werden. Indem Entwicklungsteams regelmäßig hinterfragen, wie Entscheidungen die Umwelt beeinflussen, fördert dieses Vorgehen eine nachhaltige Entwicklung, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzer*innen als auch den Anforderungen an die Umwelt gerecht wird.
Zur Autorin
Linda Alers ist Usability Engineer bei rocket-media und konzipiert branchenübergreifend nutzerzentrierte digitale Lösungen für Kunden. Als anerkannte UX-Trainerin bildet Sie nach den internationalen Standards des UXQB in den Bereichen Usability-Grundlagen, User Requirements Engineering, Usability Testing sowie dem UX-Management aus. An der Hochschule Aalen unterrichtete sie als Dozentin im Studienfach User Experience und ist ehrenamtliche Mitorganisatorin des World Usability Days.
Bildquellen: rocket-media; Titelbild: Image by Pexels from Pixabay
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