Mit dem SWIFT-Ausschluss Russlands blickt die Welt auf das globale Finanzsystem und seit neuestem auch auf Kryptowährungen. Denn: Die Blockchain-Technologie steht häufig unter Verdacht als Schlupfloch für verhangene Sanktionen zu agieren. Doch was ist dran, am Vorwurf Sanktionsbrecher zu sein?

Wie kann Blockchain helfen, den SWIFT-Ausschluss zu umgehen?

Der Ausschluss von Banken aus dem SWIFT-System zählt zu einem der härtesten Sanktionsinstrumenten, das der Staatengemeinschaft zu Verfügung steht. Jetzt, da Russland vor kurzem erst ausgeschlossen wurde, ist es wieder in aller Munde. Jedoch ist Russland nicht der einzige ausgeschlossene Staat. So wurden auch Banken des Irans und Nordkoreas vom SWIFT-System ausgeschlossen. Die Befürchtung, dass die Blockchain-Technologie als Sanktionsbrecher missbraucht werden könnte, stammt aus zwei Szenarien, die im Folgenden kurz dargestellt und bewertet werden.

Szenario Eins: Bitcoin & Co. als alternatives Zahlungsmittel

Das erste Möglichkeit sieht vor allem die Privatnutzung von Kryptowährungen als Bedrohung für die effektive Durchsetzung von Sanktionen. Das Ziel eines SWIFT-Ausschlusses ist die Abkapselung einzelner Staaten vom globalen Zahlungssystem. Kryptowährungen existieren jedoch abseits von Banken und sind aus diesem Grund nicht von staatlich verabschiedeten Sanktionen betroffen. Deshalb wurden beispielsweise russische Nutzerinnen und Nutzer noch nicht gesperrt. Die Befürchtung, die sich daraus ergibt, ist offensichtlich: Unabhängig von den Sanktionsbestimmungen, die die Staatengemeinschaft Banken auferlegt, können Nutzerinnen und Nutzer dennoch mit Kryptowährungen handeln und bezahlen.

Szenario Zwei: Blockchain als Wirtschaftszweig

Die zweite Möglichkeit Blockchain als Sanktonsbrecher zu verwenden, ist eher langfristiger Natur. Laut einer Analyse von Elliptic stammen 4,5 % des weltweiten Bitcoin-Minings aus dem Iran. Es hat sich ein Mechanismus zur Umgehung des auferlegten Ölembargos eingestellt, der wirklich besorgniserregend ist. Kryptowährungen benötigen eine Menge Energie, die vor allem für die Durchführung von Transaktionen verwendet wird. An diese Stelle tritt Bitcoin-Mining, zu deutsch auch das Bitcoin Schürfen. Bei diesem Prozess betreiben Personen Computer, die als Plattform für die Verlängerung der Blockchain dienen. Als Gegenleistung erhalten die Betreiber wiederum Bitcoins – oder andere Krypto-Währungen – als Bezahlung.
Auf diesem Mechanismus basierend, baut der Iran eine alternative Art des Öl-Exports aus: Der Tausch von Erdöl und -gas gegen Bargeld findet nun nicht mehr durch Handel mit anderen Staaten, sondern durch Schürfen von Bitcoins statt. Seit 2021 zeigen chinesische Unternehmen ein erhöhtes Interesse an den geschürften, iranischen Bitcoins. Sollte es zu einer dauerhaften Handelspartnerschaft kommen, hätte der Iran das Dilemma des Öl- und Gasembargos gelöst.

Stellen Kryptowährungen einen Fluchtweg für den SWIFT-Ausschluss dar?

Beide Szenarien sollten auf jeden Fall erst genommen werden. Dennoch stellt das erste Szenario keine große Bedrohung dar. Grund hierfür ist die Bereitschaft der Kryptobörsen wie beispielsweise Coinbase, die beschlossenen Sanktionen gegen einzelne Personen und Konten mitzutragen. Auch die Realität spiegelt einen anderen Trend wieder: Zwar nahm das Handelsvolumen mit Bitcoins in Russland im Februar und März zu, aber entgegen aller Erwartungen drehte sich der Trend des sinkenden Bitcoinkurses nicht um. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung „Sanktionsbrecher“ für Kryptowährungen nicht wirklich passend.

Das zweite, langfristige Szenario hingegen zeigt einen gefährlichen Trend auf, der im Auge behalten werden muss. Denn der Iran und Russland haben die Gemeinsamkeit über große fossile Energiereserven zu verfügen, die sich beliebig in Energie zum Schürfen von Bitcoins umwandeln lassen. Sollte China an die beiden Staaten als möglicher Handelspartner für Kryptowährung herantreten, könnte dies eine Gefahr für die verabschiedeten Sanktionen darstellen.

Es bleibt also spannend zu beobachten, wie sich die vom SWIFT-Ausschluss betroffenen Staaten weiter verhalten. Wichtig ist, das zweite Szenario im Hinterkopf zu behalten und sich auf dieses Szenario vorzubereiten – dafür muss man jedoch das nächste Sanktionspaket abwarten. Sobald es ein Update gibt, erfahrt ihr das natürlich von uns.

Bis bald,

Eure Hybridpolitologin

Beitragsbild von Ewan Kennedy auf www.unsplash.com/s/photos/bitcoin-lock

Bild von Zbynek Burival auf www.unsplash.com/photos/GrmwVnVSSdU