Was sind Dark Patterns?

Als Dark Patterns werden Designtechniken bezeichnet, die gezielt durch eine nutzerunfreundliche Gestaltung die Nutzerinnen und Nutzer dazu verleiten, eine Aktion durchzuführen, die sie unter einer rationalen Betrachtung nicht durchführen würden. Diese Aktion der Nutzer*innen führt zu einem wirtschaftlichen Vorteil derjenigen, die das Dark Pattern auf einer Webseite oder digitalen Anwendung eingebaut haben. Dark Patterns bedienen sich dabei verschiedener psychologischer Methoden, um die Nutzerinnen und Nutzer zu deren Nachteil zu beeinflussen. Da sie den Nutzer*innen jegliche Entscheidungsfreiheit nehmen, sind sie das Gegenteil von Usability. Teilweise sind Dark Patterns im Sinne des Konsumentenschutzes auch wettbewerbswidrig und deshalb an vielen Stellen verboten.

Welche Formen der Dark Patterns gibt es?

Es gibt offensichtlichere und weniger offensichtliche Anwendungsfälle für Dark Patterns. Leider findet man die Vorgehensweisen nicht nur bei kleinen Nischenwebseiten. Auch viele namhafte Unternehmen bedienen sich der dunklen UX Methoden. Einige Beispiele der Methoden sind hier im Folgenden zusammengefasst.

Hidden Costs

Versteckte Kosten die erst im letzten Schritt der Bestellung angezeigt werden. Hierzu gehören Lieferkosten, Steuern und Ähnliches. Die möglichen Käufer*innen freuen sich zunächst über ein günstiges Angebot eines Produkts oder einer Dienstleistung und steigen in den Kaufprozess ein. Dort offenbaren sich jedoch deutlich höhere Kosten als ursprünglich angenommen.

Sneak into Basket

Beim „In den Warenkorb schleichen“ versuchen Benutzerinnen und Benutzer ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Jedoch legt die Anwendung oder Webseite automatisch weitere Produkte in den Warenkorb, beispielsweise aufgrund einer nicht explizit abgewählten Checkbox.

Dead End

Die Nutzerinnen und Nutzer werden beim Ausführen einer Aktion gehindert, indem sie in eine Sackgasse geschickt werden. Beispielsweise ist eine Funktion so gut versteckt, dass sie nur mit viel Mühe und Aufwand gefunden werden kann. Beispiele dafür sind Funktionen wie „Account löschen“ oder das Abmelden eines E-Mail-Newsletterverteilers.

Forced Continuity

Die „Erzwungene Kontinuität“ kommt zum Einsatz, wenn für eine kostenlose Testphase dennoch eine Zahlungsart wie Kreditkarte oder ein anderes Online-Bezahlverfahren eingerichtet werden muss. Bei Ablauf der Testphase wird dann durch den Anbieter im Hintergrund und ohne weitere Information der volle Preis des Produkts abgebucht. Oft kommt hier noch erschwerend hinzu, sodass sich das Abonnement nach Art des „Dead End“ (s.o.) nur sehr schwer wieder kündigen lässt.

Confirmshaming

Beim „Bestätigungs-Schämen“ werden Nutzerinnen und Nutzer dazu gedrängt, einer Handlung zuzustimmen oder sie auszuführen, indem die Ablehnung in einer beschämenden Weise formuliert ist, dass sich die Besucher*innen schwertun, diese nicht anzunehmen. Dieser psychologische Trick kann leicht über Textformulierungen stimuliert werden wie z.B. „Nein, ich möchte keinen guten Zweck unterstützen“.

Bait and Switch

Bei „Ködern und Wechseln“ versuchen Benutzerinnen und Benutzer eine Aktion auszuführen, wobei jedoch eine andere – nicht zu erwartende – Aktion ausgeführt wird. Dieses Pattern wird vor allem von Werbeeinblendungen verwendet, die suggerieren, ein Fenster z.B. mit einem X schließen zu können. Stattdessen öffnet danach jedoch das nächste Werbefenster, mit dem bspw. Werbeeinnahmen der Werbeschaltenden nochmals erhöht werden.

Disguised Ads

Bei „Disguised Ads“ (getarnte Werbung) wird Werbung als Inhalt der Seite oder der Navigationsführung ausgegeben, um die Besucher*innen dazu zu bringen, auf diese zu klicken. Diese Methodik findet sich oft auf Seiten mit kostenlosen Downloads, die zur Finanzierung Werbung schalten. Die Werbeeinblendungen zeigen dann beispielsweise „Jetzt downloaden“-Schriftzüge, welche auf den ersten Blick nicht von den eigentlichen Downloadbuttons auf der Seite zu unterscheiden sind. Klicken die Nutzerinnen und Nutzer nun aus Unachtsamkeit oder Unwissenheit auf einen der Werbebanner anstatt auf den eigentlichen Downloadlink, öffnet sich meist ein neues Werbefenster.

Trick Questions

Trickfragen machen sich die Tatsache zunutze, dass Nutzerinnen und Nutzer digitaler Anwendungen oft nur über die Seite „scannen“, anstatt Inhalte vollständig zu lesen. So werden in Formularen beispielsweise doppeldeutige Fragen verwendet, um von der Nutzerin oder dem Nutzer eine Zustimmung für etwas zu erhalten, das diese in der Regel gar nicht möchten.

Warum sind Dark Patterns schlecht?

Dark Patterns führen bei Nutzer*innen zu Verunsicherung, zu Frustration und Wut und möglicherweise auch zu finanziellen Schäden, die durch das Verhalten der Webseite oder des Systems ausgelöst wurden. Keine dieser Empfindungen wollen wir im Hinblick auf eine gute Kundenbindung hervorrufen. Die Reaktion darauf wäre über kurz oder lang der Verlust dieser Nutzer*innen durch die negativen Erfahrungen mit der User-Experience der Webseite oder Anwendung. Darüber hinaus sind viele Arten der Dark Patterns verboten. Verkäuferinnen und Verkäufer müssen zum Beispiel laut Fernabsatzgesetz ihren Informationspflichten zu Preisen und Kosten nachkommen. Kurzfristig mögen Dark Patterns eine Steigerung der Profite bewirken, langfristig gehen sie jedoch mit einem Verlust an regelmäßigen Kund*innen sowie mit einer rechtlichen Gefahr einher. Dark Patterns sind also keinesfalls für ein nachhaltiges Wirtschaften geeignet.

Der UX-Spezialist Harry Birgnull fasst den kurzfristigen Nutzen dar Dark Patterns so zusammen: 

“If you manipulate your customers, eventually, they won’t be your customers anymore. It’s just a matter of time before a competitor comes along who provides a better experience. If your business depends on dark patterns to succeed, you’re just leaving yourself open to being disrupted.”

Harry Brignull

Nutzerfreundlich gestalten und informieren

Doch wie können Nutzerinnen und Nutzer nun zu einer Aktion bewegt werden, ohne sie auf eine ethisch verwerfliche Weise zu manipulieren. Primär müssen die Inhalte und die Gründe für eine Aktion überzeugend und passend für die Zielgruppe aufbereitet werden. Dabei ist es nicht verwerflich, die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer durch Gestaltung mit Farben, Elementen und Bewegungen zu lenken.

Vor allem Microinteractions können – an der richtigen Stelle platziert – positive Auswirkungen auf die Entscheidungen der Nutzer*innen haben. Microinteractions können zum Beispiel ein ansprechend animiertes Warenkorb-Icon oder ein animierter Brief an einem Kontaktformular sein. Diese Animationen können die Nutzer*innen emotional abholen und das Benutzererlebnis im Sinne der User-Experience steigern.

Die möglichen Wahloptionen sollten zu jeder Zeit sichtbar und zugänglich sein, sodass die Nutzerinnen und Nutzer die Entscheidungsfreiheit besitzen, nach persönlichem Empfinden zu wählen. Insgesamt kann eine Optimierung der Usability und User-Experience eine viel höhere Nutzerzufriedenheit und somit auch ein höheres Vertrauen in eine Anwendung erzeugen. Die Nutzer*innen werden so nicht durch kurzfristigen Profit „vergrault“, sondern lassen sich positiv von Produkten und Dienstleistungen überzeugen.

Zum Autor:

Markus Bürkel ist Mediengestalter für Digital & Print, Cross-Media affin und „Certified Professional Usability and User Experience“ nach UXQB in den Themen „Designing Solutions“ und „User Requirements Engineering“. Markus ist darüber hinaus anerkannter Trainer des UXQB und bei rocket-media neben Seminarleitungen vor allem für den Entwurf und die Gestaltung von gebrauchstauglichen User-Interfaces zuständig.

Bildquellen: rocket-Media

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