Vor ungefähr einer Woche gab es mehrere Artikel die Apple unterstellten, künftig nur noch Bank- oder Finanzdienstleistungs-Apps im AppStore zuzulassen, die auch von einer Bank- oder einem Finanzdienstleister erstellt wurden und über deren Schnittstellen angeboten werden. Ist das nun wirklich so?

Um einen kleinen Überblick der Meinungen zu bekommen, habe ich vier von mir ausgewählte Artikel gelesen und daraus passende Zitate kopiert:

Nr. 1 IT-Finanzmagazin “Open Banking: Zieht Apple den Stecker für PSD2 & Co.?

FinTechs, Finanzdienstleister und Software-Hersteller sind seit dieser Woche in heller Aufregung. Denn Apple hat in seinen Leitlinien für App-Entwickler am 1. Februar eine Änderung vorgenommen, die im Prinzip das Geschäftsmodell der Betroffenen in Frage stellt. Dabei wirkt die entsprechende Passage der „App Store Review Guidelines“ von Apple relativ unscheinbar……….
Wie geht es weiter?
Einer der größten Kritikpunkte an Apples App-Store-Zulassungen war in der Vergangenheit die mangelhafte Kommunikation. Zum einen publiziert Apple seine Guidelines teilweise sehr kurzfristig, so dass die Entwickler überraschend mit neuen Anforderungen konfrontiert werden. Zum anderen konnten Entwickler ihre berechtigten Interessen kaum adressieren, weil es an konkreten Ansprechpartnern bei Apple mangelte, so dass die Auseinandersetzungen zum Teil in der Öffentlichkeit geführt wurden.
Apple hat daraus zumindest insoweit gelernt, als es nun einen Kanal gibt, auf dem registrierte Developer die Möglichkeit haben, Änderungen der Guidelines zu kommentieren und ihre Bedenken vorzutragen. Auf diese Weise können nun auch die betroffenen App-Anbieter versuchen, eine Revision der genannten Klausel zu erwirken. Ein Erfolg ist allerdings nicht garantiert – dann müssten sie womöglich gegen Apple juristisch zu Felde ziehen und darlegen, dass Apple hier willkürlich ein Geschäftsmodell aushebelt, das von Regulierungsbehörden, Banken und Kunden ausdrücklich erwünscht ist.
Auslöser unklar
Ein expliziter Grund für die Regelung ist im Moment jedoch nur schwer zu erkennen. In der Regel bezieht sich Apple entweder auf geänderte gesetzliche Grundlagen, was meistens in Staaten wie China oder Russland der Fall ist. Oder auf den Kundenschutz. So wird in manchen Foren beispielsweise die Frage gestellt, ob die Vorgänge um Gamestop und der Kampf von WallStreetBet gegen die Hedgefonds der Auslöser für die Änderung gewesen sein könnte.
Ein weiterer möglicher Grund, der Apple immer wieder unterstellt wird: Die Bevorzugung eigener Apps und Funktionen. Hier könnte man die jüngste Entdeckung von 9to5 Mac anführen. Denn im Umfeld eines „Apple Card Family feature“ fanden die Redakteure in der kommenden iOS-Version 14.5 ein neues Framework namens „FinHealth“. Das bietet unter anderem Funktionen zur Auswertung und Kategorisierung von Finanztransaktionen – genau wie etliche der nun bedrohten Open-Banking-Apps.

Quelle vom 04.02.2021 IT-Finanzmagazin: IT-Finanzmagazin open-banking-zieht-apple-den-stecker-fuer-psd2

Nr. 2 heise online – Apple vs. Open Banking: Öffentliche APIs keine Option mehr für Finanz-Apps

Apple hat die Spielregeln für Finanz-Apps auf seinen Plattformen verändert: Apps rund um “Finanzhandel, Investierung und Geldverwaltung” ist es nicht länger erlaubt, auf öffentliche Programmierschnittstellen (API) zuzugreifen, wie der Apple in einer Aktualisierung seiner “Review Guidelines” festgelegt hat, die für den Vertrieb von Software in seinen App-Läden gelten.
…..
In Europa verpflichtet die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 Banken inzwischen, Schnittstellen einzurichten, um Drittdienstleistern einen sicheren Zugriff zu ermöglichen (“Open Banking”). Die Nutzung solcher Schnittstellen scheint nach Apples neuen Regeln nun jedoch iPhone-, iPad- und Mac-Apps von Drittanbietern nicht mehr erlaubt. Nur Mac-Apps können auch außerhalb von Apples App Store vertrieben werden und müssen sich bei diesem Distributionsweg nicht an die App-Regeln des Konzerns halten.
Ob Apple mit der geänderten Regel konkret gegen Multi-Banking-Apps vorgehen will, bleibt vorerst offen. Eine Nachfrage bei dem Konzern blieb unbeantwortet. Berichte über App-Ablehnungen oder Rauswürfe gibt es bislang nicht. Entwickler von Finanz-Apps scheinen bereits gegen die neue Regelung mobil zu machen: Seit vergangenem Herbst sieht Apple die Möglichkeit vor, dass Entwickler einzelne Regeln grundsätzlich anfechten können – die Entscheidung darüber trifft das Unternehmen aber weiterhin selbst…….
[Update 4.2.21 12:15 Uhr] Die Regeln für Finanz-Apps bleiben gleich, heißt es bei Apple – die aktualisierte Fassung solle dem besseren Verständnis dienen. Was das für die Verwendung öffentlicher APIs durch Drittanbieter bedeutet, bleibt unklar.

Quelle vom 03.02.2021 www.heise.de : Apple-vs-Open-Banking-Oeffentliche-APIs-keine-Option-mehr fuer-Finanz-Apps

Nr. 3 ifun – Ende von unabhängigen Banking-Apps?: Apples neue Banking-Regeln

iPhone- und Mac-Apps betroffen
Die API-Ausnahme hat Apple nun gestrichen um nach eigenen Angaben zu präzisieren, wer Applikationen für diese Dienste zur Verfügung stellen darf.
Sollte Cupertino die neue Formulierung durchsetzen, müssten sich Apps wie MoneyMoney oder Banking4 aus Apples App Stores verabschieden. Während man MoneyMoney dann immerhin noch als Download außerhalb des Mac App Stores laden könnte, würde die für iPhone und iPad optimierte Banking4-App über Nacht ohne Vertriebsweg dastehen.

Quelle vom 03.02.2021 – www.ifun.de: https://www.ifun.de/ende-von-unabhaengigen-banking-apps-apples-neue-banking-regeln-165796/

Nr. 4 Bargeldlosblog – Apples abenteuerlicher Angriff auf andere Apps

Apples abenteuerlicher Angriff auf andere Apps

Am 1. Februar hat Apple ein Update seiner „App Store Review Guideline“ veröffentlicht und damit für Verunsicherung bei Betreibern von Finanz-Apps und munteren Diskussionen in der Payment-Blase gesorgt. Was will Apple mit dem neuen Paragraph 3.2.1. VIII bezwecken? Ist die Neuregelung eine hektische Reaktion auf die GameStop-Spekulationen bei Neo-Brokern, ein von langer Hand geplanter Angriff auf Multibanking- und Money-Management-Apps oder nur eine missverständliche Klarstellung?
………….

Wenn der Gatekeeper die Türen schließt

Was nun will Apple wirklich mit der Vorgabe, Finanz-Apps sollen von der Institution kommen, die den Service anbietet? Was soll das Weglassen bzw. Verbieten von „public API“ im neuen 3.2.1. (viii)? Was ist überhaupt mit „öffentlichen Apps“ gemeint? Ist eine PSD2- oder FinTS-Schnittstelle „öffentlich“?

Letzteres lässt sich meines Erachtens einfach beantworten. Auch wenn Drittparteien zur Nutzung von PSD2- und andere Bank-Schnittstellen bestimmte Anforderungen erfüllen müssen, sind dies „öffentliche Schnittstellen“. Jedermann (=öffentlich), der die Anforderung „in compliance with its Terms & Conditions“ erfüllt, kann bzw. konnte eine solche API für sein Geschäftsmodell nutzen. Das ist nun aber offenbar von Apple im Bereich Finanz-Apps nicht mehr gewünscht. Nur noch das Finanzinstitut, das den ursprünglichen Konto-/Broker-/Money-Management-Service erbringt, soll diesen Service auch per App erbringen dürfen.

Wenn dem so ist, wäre die neue AppStore-Zulassungspolitik ein klarer Verstoß gegen den „Open Banking“-Gedanken der PSD2, die ja exakt diesen Zugriff von Drittparteien auf Bankdienstleistungen bzw. Kontoinformationen will, um Wettbewerb und Innovationen in diesem Sektor zu fördern.

Offenbar möchte Apple Multibanking- und/oder Money-Management-Services aber lieber selbst an den Kunden bringen und zwar als einziger Anbieter (aus Sicherheitsgründen vermutlich, wie schon bei Apple Pay stets betont. Alles nur zum Schutz der Kunden, des Datenschutzes und der Systemsicherheit). Closed Shop statt Open Banking. Motto: Wettbewerb belebt das Geschäft, kein Wettbewerb belebt das Geschäft noch mehr. Cupertino will nicht nur die körperliche Gesundheit mit der Health-App überwachen, auch die finanzielle Gesundheit seiner Schäfchen interessiert den großen Bruder guten Hirten. Dafür gibt es dann demnächst die „FinHealth“-App von Apple – und davon kann es nur eine geben.

Fazit
Wenn es wirklich die Absicht von Apple ist, Finanz-Apps-Services nur noch von der jeweiligen Hausbank oder durch eine eigene „FinHealth“-App erbringen zu lassen und andere Drittparteien-Apps aus dem Store zu schmeißen, dann hätte das deutsche Kartellamt mit § 19a GWB eine Möglichkeit dagegen einzuschreiten. Auf europäischer Ebene wird es alsbald ebenfalls ein „New Competition Tool“ geben, dass solche Monopolisierungsstrategien verhindern soll. Ok, der Rechtsweg dauert dann vielleicht so 5, 10 oder 15 Jahre (s.a. Google), aber der gute ordnungspolitische Wille des Gesetzgebers ist da.

Es bleibt also spannend. Oder wie heißt es so schön bescheiden im ersten Satz der „App Store Rewiew Guidelines“?: „Apps are changing the world…“

Quelle vom Bargeldlosblog 06.02.2021: https://www.bargeldlosblog.de/apples-app-angriff/

Es ist sehr spannend, sich mit etwas Abstand die unterschiedlichen Informationen aus den Blogs durchzulesen und sich eine eigene Meinung dazu zu bilden.

In Summe hat aus meiner Sicht der Bargeldlosblog mit seinem Fazit den Nagel auf den Kopf getroffen.

Ergänzend würde ich noch dazu fügen, dass wahrscheinlich bei Apple niemand die PSD2/XS2A/FinTS/HBCI überhaupt auf dem Schirm hatte. Aus meiner Sicht glaube ich, dass weiterhin Apps, die mit Banking-/Finance APIs zusammenarbeiten, von Banken-/Finanzdienstleistern erstellt bzw. angeboten werden – genauso aber auch von FinTechs, denn genau dazu ist auch die PSD2/XS2A/FinTS/HBCI geschaffen worden. In anderen Ländern sind diese europäischen Standards im übrigen weitgehend unbekannt.

Interessant ist aus strategischer Sicht der für mich auch neue Apple Ansatz einer „FinHealth“-App – hier könnte der Apple eigene Ansatz für den Markt der Finance-Apps Veränderungen mit sich bringen.

Wir dürfen sehr gespannt sein, wie Apple den Markt für Finance Apps entweder nur für sich “ordnet” oder das Ökosystem Finance-Apps weiterhin geöffnet lässt… mit dem lässt sich ja auch von Seiten Apple sicher noch Geld verdienen…

Euer Hybridbanker

Photo by Sara Kurfeß on Unsplash

Photo by Faizur Rehman on Unsplash